Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Reg. Lat. 263
Manuscript description according to Mordek
Repository
VatikanBiblioteca Apostolica Vaticana
Reg. Lat. 263, foll. 227-230
Origin and history
Origin:
10. Jh.; wohl Italien
Provenance:
Provenienz der Sammelhs.: Paul Petau (Signatur fol. 1r: L 26); Königin Christine von Schweden (Montfaucon Nr. 96).
Physical description
Material: | Pergament |
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Number: | unser Teil: 4 foll., zwei Doppelblätter 227+230 und 228+229, von denen sich 228+229 im Innern einer Lage befand |
Size: | 268-270 × 165-172 mm |
Body text: | 210-214 × 125-130 mm |
Lines: | 26 |
Columns: | 1 |
Script: | karolingische Minuskel |
Scribe(s): | von einer Hand |
Decoration: |
Text in dunkelbrauner Tinte, Rubriken rot oder Texttinte mit roter Schattierung oder Füllung, Initialen zum Teil mit Ranken verziert |
Contents
Note:
Rest einer größeren Kapitulariensammlung, die frühestens an der Wende vom 9. zum 10. Jahrhundert entstanden sein kann; ihre ältesten erhaltenen Stücke datieren aus den Jahren 779 (Herstal) und 805 (Diedenhofen), die jüngsten sind 891 (Wido) und 898 (Lambert) verfaßt. Auf Italien als Heimat der Collectio deutet der Inhalt der erhaltenen Texte ebenso wie ihre Verwandtschaft mit anderen italienischen Sammlungen.
Bibliography
References:
- L. Bethmann, in: Archiv 12 (1858-1874) S. 271 f.
- MGH LL 4 (1868), S. L-LII
- Boretius 1897, S. XXVIII
- Patetta 1967c, S. 750
- É. Pellegrin, Possesseurs français et italiens de manuscrits latins du fonds de la Reine à la Bibliothèque Vaticane, in: Revue d’histoire des textes 3 (1973) S. 281
- Buonocore 1986, 1, S. 597
- Ceresa 1991, S. 243.
- Krah 1993, S. 20, 22 ff.
Project-specific references:
Transcription
Editorial Preface to the Transcription
Transkriptionsvorlage: Ein hochauflösendes Farbdigitalisat der Biblioteca Apostolica Vaticana (online zugänglich bei der DigiVatLib).
Schreiber
Runde und saubere Schrift, wenige Kürzungen. Buchstabenschäfte mit Serifen unten und gelegentlich spatelförmig verdickten Oberlängen. Gelegentlich b/v-Vertauschung (z.B. biles, fol. 227r, Z. 16) oder culpauilis (fol. 227v, Z. 5 und 8). Gelegentlich werden einzelne Wörter mit Strichen überschrieben, die an Kürzungszeichen erinnern, aber in dieser Funktion redundant wären (z.B. fol. 228v, Z. 9: contenptores [sic]; fol. 229r, Z. 10: aliquando); evtl. handelt es sich um Betonungsstriche?
Buchstabenformen
Unziales neben geradem d, r mit unter die Zeile verlängertem Schaft. Wenige Ligaturen, vor allem et und ri.
Gliederungsmerkmale
Der fragmentarisch erhaltene Rest einer vermutlich italienischen Kapitulariensammlung des ausgehenden 9. oder beginnenden 10. Jahrhunderts ist auf zwei, ursprünglich nicht aufeinander folgende Doppelblätter verteilt, die die Struktur der Sammlung nur bruchstückhaft erahnen lassen.
Fol. 227r-v: Als Schluss einer nach Ausweis der noch vorhandenen Zählung ursprünglich 34 Kapitel umfassenden Liste ist hier zunächst BK 202 c. 2 (Ende ab solidos conponat uel totidem hictus = wohl XXX, da das folgende Kapitel mit XXXI gezählt wird) bis c. 6 (= XXXIIII) überliefert. Daran anschließend folgt eine neue Liste, die unter der Zählung I-VI BK 87 sowie BK 44 c. 11 und den Anfang von BK 224 c. 9 umfasst, wonach sie wegen Blattverlusts fragmentarisch abbricht. Der Liste ist die Rubrik INCIPIVNT STATVTA A DOMNO LODOICVS GLORIOSISSIMO IMPERATORE vorangestellt. Dennoch wurden die ersten, nur hier überlieferten vier Kapitel von Boretius/Krause unter dem Kunsttitel Capitula de rebus ecclesiasticis nicht Ludwig (I. oder II.), sondern Karl dem Großen zugewiesen (Begründung: Haec capitula an Hludowico vel secundo imperatori a librario tribuantur, admodum dubitari potest, cum diversae originis capitula collecta videantur; fortasse, cum caput quintum Karolinum sit, etiam capita quattuor priora a Karolo data sunt, Boretius 1883, S. 185).
Fol. 228r-229v: Auf dem Doppelblatt, das sich im Inneren einer Lage befand und daher über vier Seiten einen ununterbrochenen Textausschnitt bietet, finden sich drei separat gezählte Kapitellisten (davon die erste und dritte nur fragmentarisch): Auf fol. 228r endet eine ursprünglich 13 Kapitel umfassende Liste, deren noch erhaltene Kapitel (Ende von cc. XII und XIII = Ansegis 1, 157 ab [bene]ficium habent und Ansegis 2, 21) sich mit der Zahlung des Zehnt befassen. Dasselbe Thema findet sich auch in der folgende Liste, die nur zwei Kapitel mit Auszügen aus Kapitularien Lothars und Karls des Großen (cc. I und II = BK 163 c. 9 und BK 93 c. 8) enthält und mit der Rubrik INCIPIT CAPITVLA LOTHARII Regi überschrieben ist. Die auf die Rubrik folgende Einleitung (Hoc enim rectum nobis ... comparuit cum nostri iudicibus de nonis et decimis quod domnus lotharius imperator iussi ...) lässt erkennen, dass es sich offenbar um eine spätere Bestätigung der Bestimmung Lothars von 825 (= BK 163) handelt. Daran anschließend folgt als neu gezählte Liste BK 224 mit der Rubrik INCIPIT CAPITULA QVAS DOMNVS VVIDO IMPERATOR INSTITUIT, die in c. 6 fragmentarisch (nach ipsam cartam tam bonam et idoneam efficiant inter-) abbricht.
Fol. 230r-v: Zunächst wiederum das fragmentarische Ende einer Liste (BK 225 c. 9, Ende ab subiaceat humanis postea sowie die cc. 10 und 11; c. 10 wird mit X gezählt, c. 11 ohne Zählung) und darauf der Beginn einer neuen Liste, die mit einer ausführlichen Rubrik eingeleitet wird, in der die folgenden Kapitel als Auszüge aus Konstitutionen Kaiser Theodosius' II. und Valentinians III. charakterisiert werden (= BK 232, vgl. dazu Kaiser W 2007, S. 255 ff.). Die darunter zusammengefassten 6 Kapitel werden allerdings nicht ab c. I, sondern ab c. X gezählt: cc. X-XII = BK 232, mit einer Zwischenüberschrift vor c. 2 (EX CODICE NEMO CANONVM SENTENTIAM), cc. XIII-XVI = BK 20b (Capitulare Haristallense in der Forma Langobardica) cc. 3, 5, 8, 12 (Anfang).
Sonstiges
Auf fol. 228v wird am Rand auf Höhe der Rubrik zu BK 224 deren Wortlaut wiederholt (incp. cap. quas domnus uuido impr. constituit) in zeitgenössischer Minuskel, vielleicht vom Schreiber selber; evtl. handelt es sich hierbei um eine Anweisung für den Rubrikator. Fol. 230 weist einige kleinere Pergamentlöcher auf, die geringen Textverlust verursachen.