Mailand, Biblioteca Ambrosiana, A. 46 inf.
Manuscript description according to Mordek
Repository
MailandBiblioteca Ambrosiana
A. 46 inf.
Origin and history
Origin:
9. Jh., Ende (so auch Bischoff: 3. Drittel); Reims (Mordek, Bischoff)
Provenance:
Laut Besitzeintrag fol. 15r (15. Jh.): Iste liber est monasterii sancti dionisii mediolanensis ordinis sancti benedicti gehörte die Hs. zur Bibliothek des Benediktinerklosters San Dionigi in Mailand (kürzer auch foll. 22r und 54r).
Physical description
Material: | Pergament |
---|---|
Number: | 159 foll. |
Size: | ca. 290 × 245 mm |
Body text: | ca. 225 × 160 mm |
Quires: |
17 IV136 + (IV-1)143 + 2 IV159
Kustoden: I (9r)
bis V (41r); VII (49r) bis XI (81r); XIII (89r) bis XXI (152r). Es fehlen die
Lagen 6 und 12.
|
Lines: | 33 |
Columns: | 1 |
Script: | karolingische Minuskel |
Decoration: |
Text in brauner Tinte; rote Rubriken und Anfangsbuchstaben. |
Contents
Note:
Die vielfach durch Nachträge ausgefüllten Leerzeilen am Ende der hier vereinten Sammlungen bzw. Lagen deuten neben anderen Indizien wie die vorgebundene Lage mit den Capitulationes der Sammlungen II-IV darauf hin, daß wir in Cod. Mailand A. 46 inf. die Erstausgabe dieses großen Sammelwerkes vor uns haben, das demnach gegen Ende des 9. Jahrhunderts in Reims entstanden wäre. Dafür spricht auch die ungewöhnliche Vielzahl der exzerpierten Rechtsquellen, denn sie setzt für die Arbeit einen Ort mit einer bedeutenden kirchlichen Bibliothek voraus.
Zu Reims paßt zudem bestens die Teilüberlieferung dreier Kapitularien Karls des Kahlen, die zusammen sonst nur in westfränkischen Sammlungen auftreten, unter anderem im Reimser Cod. New Haven 413 und der verwandten Collectio der Codd. Vatikan Pal. Lat. 582 und Paris Lat. 9654. Zur Ansegis-Worms-Verbindung siehe bei Cod. Paris Lat. 10758.
Das Gesamtwerk dürfte nach Ausweis der Nachträge spätestens im Hochmittelalter nach Oberitalien gelangt und dort für Überarbeitungen der Kanonessammlung Anselms von Lucca herangezogen worden sein - vielleicht sogar die uns vorliegende Hs. selbst. Schließlich wirkte Anselm längere Zeit in Mailand, seine Sammlung wird dort greifbar gewesen sein, und von einer weiteren Überlieferung unserer umfangreichen Mailänder Kompilation haben wir keinerlei Kenntnis.
Bibliography
References:
- M. Thévenin, Notice sur un manuscrit carolingien de la Bibliothèque Ambrosienne à Milan (ms. A. 46), in: Revue historique 1 (1876) S. 136-142
- F. Maassen, Ein Commentar des Florus von Lyon zu einigen der sogenannten Sirmond’schen Constitutionen, in: SB Wien 92 (1878) S. 303 f.
- Conrat 1891, S. 226-228, 256 f., 286
- Boretius 1897, S. XVIII
- Fournier P 1899, S. 373-399
- Mommsen 1905, Bd. 1, 1, S. XXXVII, CI
- Mommsen 1905, Bd. 1, S. CCCLVI (von Wretschko)
- P. Fournier, Étude sur les Fausses Décrétales, in: RHE 8 (1907) S. 54, wiederabgedruckt in: ders., Mélanges 1, S. 199
- R. S. Mylne, The Canon Law (s. l. 1912) S. 186 f.
- Seckel 1914, S. 414 ff.
- Eckhardt K 1954, S. 38
- B. Blumenkranz, Deux compilations canoniques de Florus de Lyon et l’action anti-juive d’Agobard, in: Revue historique de droit français et étranger, 4e sér., 33 (1955) S. 227 f.
- Eckhardt W 1967, S. 15, 54 ff.
- Patetta 1967b, S. 611 f.
- Williams S 1971, S. 89
- Dolezalek 1972, Bd. 1
- Fuhrmann H 1972-1974, Bd. 3, S. 694 ff.
- Mordek 1975, S. 130 (mit weiterer Literatur)
- H. John (Ed.), Collectio canonum Remedio Curiensi episcopo perperam ascripta (Monumenta iuris canonici. Series B: Corpus collectionum 2, Città del Vaticano 1976) S. 5, 7, 103 ff., 117
- Russo 1980, S. 61 ff.
- Kerff 1982, S. 69-71, 102
- MGH Conc. 3 (1984), S. 261
- P. Landau, Die Rezension C der Sammlung des Anselm von Lucca, in: Bulletin of Medieval Canon Law. New Series 16 (1986), S. 28 Anm. 69
- F. Kerff, Erweiterte Fassungen der Kanonessammlung des Anselm von Lucca aus dem 12. Jahrhundert, in: Sant’Anselmo, Mantova e la lotta per le investiture. Atti del Convegno Internazionale di Studi (Mantova, 23-24-25 maggio 1986), hg. von P. Golinelli (Bologna 1987) S. 336
- McKitterick 1989, S. 54 Tab. A
- Zechiel-Eckes 1992, S. 242-244, 295 f. u. ö.
- Innovating Knowledge Database
Catalogues:
- Inventario Ceruti dei manoscritti della Biblioteca Ambrosiana 1 (Fontes Ambrosiam 50, Trezzano s/N. 1973), S. 26
Project-specific references:
- Mordek 1995, S. 233-240
- Zechiel-Eckes 1995, S. 137-141, 143
- Schmitz G 1996, S. 177-182
- Liebs 2002, S. 111 Anm. 107
- Bischoff 2004, S. 149, Nr. 2595
- Kaiser W 2007, S. 201-202, 276-277, 279-280, 287-294
- Zechiel-Eckes 2007, S. 53-54, 64-65
- Ganivet 2008, S. 279 Anm. 1
- Hartmann W 2008, S. 95 Anm. 183, 167, 174, 188, 325-326, 328
- Patzold 2015a, S. 464
- Trump 2016
- Bibliotheca legum regni Francorum manuscripta, Karl Ubl (Hrsg.) unter der Mitarbeit von Dominik Trump und Daniela Schulz, Köln 2012 ff.
Transcription
Editorial Preface to the Transcription
Transkriptionsvorlage: Die Transkription wurde erstellt nach einem guten Schwarz-Weiß-Digitalisat der Biblioteca Ambrosiana in Mailand.
Schreiber
Foll. 7r-8r, 135v, 139r-141v: Der Text wurde in einer gut lesbaren und sehr sauber ausgeführten karolingischen Minuskel geschrieben.
Buchstabenformen
Foll. 7r-8r, 135v, 139r-141v:
Einzelbuchstaben: Gelegentlich wird Majuskel-N bei Verneinungen oder im Wortinneren sowie i-longa verwendet, ansonsten weist die Schrift keine nennenswerten Besonderheiten auf. Selten wird die e-caudata gesetzt.
Ligaturen: Insgesamt handelt es sich um eine ligaturenarme Schrift. Es finden sich lediglich et sowie NT am Wortende.
Abkürzungen
Foll. 7r-8r, 135v, 139r-141v: Der Schreiber verwendet insgesamt nur Standardabkürzungen. Enklitisches que sowie -bus werden beide mit einem Punkt gekürzt. Bei den abgekürzten Formen von ecclesia setzt er den Abkürzungsstrich immer nur über das a, wobei er die Endung fast immer ausschreibt. Der überwiegenden Gewohnheit des Schreibers folgend wurde der Nasal vor p, wenn er abgekürzt wurde, mit n aufgelöst. Alle Formen mit doppeltem Nasal wurden dagegen klassisch mit m aufgelöst. Zudem verwendet er überwiegend klassisches ae statt e sowohl im Wortinneren als auch als Endung.
Gliederungsmerkmale
Foll. 7r-8r, 135v, 139r-141v: Die Auszüge aus den Kapitularien BK 191 (c. 8), 259 (cc. 7-10, 12), 260 (c. 9), 266 (cc. [6]-[11]), 192 (cc. 2-5, 8, 12), 193 (cc. 1-4, 6) und 77 (c. 7) sind Teil einer größeren Kapitularien- und Konzilssammlung, die sich von foll. 131r-151r erstreckt und ihre Capitulatio auf foll. 6r-8v hat. Die einzelnen Kapitel dieser Sammlung sind durchgezählt; das darin enthaltene, einzelne Kapitel von BK 191 (c. 8) zählt als LXV, die Auswahl aus BK 259, 260, 266 sowie 192 und 193 reicht von XCIII bis CX, wobei die Kapitel aus BK 266 allesamt unter der Nummer XCVIIII subsumiert sind (auch in der Capitulatio). BK 77 c. 7 folgt direkt danach als CXI. Die Nummerierung wird entweder durch die Abkürzung Cp oder Cap eingeleitet.
Die Kapitelnummern stehen immer außen neben der ersten Zeile des jeweiligen Kapitels am Seitenrand. Es gibt keine Rubriken, obwohl bei dem einzigen Kapitel aus BK 191 sowie den Auszügen aus BK 259, 260 und 266 jeweils eine ganze Zeile Platz dafür gelassen wurde (nur zwischen BK 259 cc. 9-10 nicht). Lediglich BK 259 c. 7, das mit XCIII am Seitenrand gezählt ist, hat an der Stelle, wo die Rubrik normalerweise steht, eine zusätzliche Zählung, die CAPITULO LXXXII lautet. Dies erklärt sich daraus, dass die davor stehenden Ansegis-Auszüge ebenfalls immer diese doppelte Zählung haben (Ansegis-Zählung unmittelbar nach der Rubrik und fortlaufende Zählung am Seitenrand) und dieses Kapitel ebenfalls - eventuell sogar versehentlich - solch eine weitere Zählung erhalten hat.
Sonstiges
Pergamentschäden: Auf fol. 141r Z. 25 befindet sich ein kleiner Riss im Pergament, der aber keinen Textverlust zur Folge hat.