Turin, Biblioteca Nazionale Universitaria, † Fragment
Manuscript description according to Mordek
Origin and history
Origin:
9. Jh., 2. Hälfte; Oberitalien (Collura: Bobbio; Cau: Bereich von Pavia).2*
Provenance:
Accademia delle Scienze, Turin; danach Biblioteca Nazionale, Turin; dort 1904 verbrannt.
Physical description
Material: | Pergament |
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Number: | leicht dezimiertes Pergamentblatt |
Size: | 262 × 168 mm |
Body text: | ca. 213 × 140 mm |
Lines: | 27-28 |
Columns: | 1 |
Script: | karolingische Minuskel mit zahlreichen Ligaturen |
Scribe(s): | zwei Hände |
Contents
Note:
Das von Carlo Cipolla reproduzierte (verso-Seite) und transkribierte Blatt - wohl Rest einer umfangreicheren italienischen Kapitularienhs. - bot Bruchstücke zweier Kapitularien:
Bibliography
References:
Images:
Project-specific references:
Transcription
Editorial Preface to the Transcription
Transkriptionsvorlage: Die Transkription erfolgte auf Basis der Abbildung in Cipolla 1883 [im Folgenden zitiert nach dem Sonderdruck mit eigener Paginierung; dem von Mordek verwendeten Aufsatz mit der Paginierung 207-212 entsprechen hier die Seiten 5-10] bzw. der Tafel LV in Cipolla 1907a. Beide Aufnahmen der verso-Seite (in Graustufen bzw. Sepiafarben; die recto-Seite wurde nicht reproduziert) sind von eher schlechter Qualität, so dass die Lesbarkeit teilweise beeinträchtigt ist und keine weiteren Angaben zur farblichen Gestaltung gemacht werden können. Cipolla, der die Handschrift ausführlich untersuchte, bietet eine Transkription des gesamten Handschriftenfragments (Cipolla 1883, S. 5-7), welche zum Abgleich für BK 159 und den hinteren Teil von BK 201 herangezogen wurde. Der Text der recto-Seite sowie der Zeilenfall wurde von Cipolla übernommen und seine Anmerkungen entsprechend eingearbeitet. Bei der Worttrennung wurde allerdings Boretius/Krause gefolgt.
Zur Handschrift
Die Handschrift ist 1904 einem Brand zum Opfer gefallen. Lediglich die Aufzeichnungen Cipollas geben noch Auskunft über den Codex und die in ihm tradierten Texte. Die Transkription Cipollas scheint - sofern nachprüfbar - zum größeren Teil verlässlich. Vom bei Boretius/Krause gebotenen Editionstext von BK 159 weicht der hier vorliegende Text vereinzelt deutlich ab und zeigt Varianten, die in der Edition zumindest nicht vermerkt wurden. Bei BK 201 gibt es kaum gravierende Abweichungen vom Editionstext. Lediglich die Endungen weichen oftmals ab, was aber auch den Auflösungen Cipollas geschuldet sein mag.
Schreiber
Vor Beginn des Fragmentes von BK 159 finden sich auf den Abbildungen kaum noch erkennbare Zeichen - vermutlich Federproben (in no -, die Cipolla einem Schreiber des 11. Jahrhunderts zuweist (Cipolla 1883, S. 7). Nach seinen Angaben ist das vorangehende Fragment von BK 201 von einem Schreiber (A) in hellerer Tinte geschrieben, das zweite (BK 159) in schwarzer. Es ist deutlich erkennbar, dass auf der verso-Seite zwei unterschiedliche Schreiber am Werk waren, wobei Cipolla den Schreiber des zweiten Fragments (B) in das 11. Jahrhundert, den des ersten (recto-verso) ins 10. Jahrhundert datiert. Der Schreiber des zweiten Fragments könnte eventuell auch der Urheber der erwähnten Federproben sein.
Buchstabenformen
Das erste Fragment zeigt im Duktus die typische Schrägstellung der Romanesca. Zahlreiche Ligaturen wie ct, ec, et, ri und ro werden verwendet. Häufig finden sich i-longa. Die Unterlängen sind vereinzelt sehr stark ausgeprägt.
In der eher aufrechten karolingischen Minuskel des zweiten Fragments sind ebenfalls deutlich italienische Einflüsse erkennbar. Auch hier werden zahlreiche Ligaturen (ct, ri, st) verwendet. Schon Cipolla 1883, S. 8 weist beispielsweise auf die Buchstabenverbindungen bei querere (4. Zeile) hin. Meist wird das doppelstöckige a verwendet, nur vereinzelt kommt ein cc-a vor (uindictam, Z. 10). Auch i-longa kommt wieder vor. Bei cunctis in der drittletzten Zeile (verso-Seite) steht ein doppelstöckiges c.
Ob es sich bei den Initialen um unziale Buchstabenformen handelt, wie Cipolla 1883, S. 8 angibt, ist am vorliegenden Material nicht eindeutig zu verifizieren. Die einleitende C-Initiale, die gleichmäßig nach oben und unten über die Zeile herausragt, hat keine Füllung. Bei Similiter (drittletzte Zeile) wird ein einfaches Majuskel-S verwendet, ebenso im vorderen Fragment ein einfaches Majuskel-P (Placuit, 4. Zeile von oben) zu Beginn des 14. Kapitels.
Gliederungsmerkmale
Die Kapitel des ersten Fragments (BK 201) sind teils durch die voranstehende Kürzung Cap mit einer Nummerierung voneinander abgetrennt. Oftmals stehen zusätzlich (einfache?) Initialen zu Beginn eines Kapitels. Kapitel 11, 12 und 13 sind korrekt nummeriert. Bei Kapitel 14, welches am Anfang der vierten Zeile auf der verso-Seite beginnt, ist außer der leicht nach links herausstehenden, einfachen P-Initiale kein weiteres Strukturelement erkennbar.
Das zweite Fragment (BK 159) wird am linken Rand nach einem Freiraum lediglich mit der Kürzung Cap ohne Nummerierung eingeleitet. Der Text weist - außer den Initialen zu Beginn des Prologs (C) und des nach Boretius/Krause zweiten Kapitels (S) mit voranstehender, vermutlich von anderer Hand korrigierter Nummerierung (II) - keine weitere Binnengliederung auf.
Benutzungsspuren
Vermutlich sind über uolumus (drittletzte Zeile) Buchstaben nachgetragen. Ansonsten weist die verso-Seite des Fragments keine Benutzungsspuren auf. Für die recto-Seite können keine Angaben gemacht werden.
Sonstiges
Der rechte (innere) Rand der verso-Seite wirkt teilweise ausgefranst, was die Lesbarkeit beeinträchtigt. Die linke untere Ecke wurde vermutlich abgeschnitten. Dies ist allerdings wohl schon geschehen, bevor der Text von BK 159 abgeschrieben wurde, da es hier keinen Textverlust gibt.