Paris, Bibliothèque nationale de France, Lat. 3878
Beschreibung der Handschrift nach Mordek
Aufbewahrungsort
ParisBibliothèque nationale de France
Lat. 3878
Entstehung und Überlieferung
Entstehung:
10./11. Jh.; Süddeutschland (Hoffmann: Brixen [bayerische Kirchenprovinz Salzburg])
Provenienz:
Antoine Faure († 1624). Alte Signatur: Regius 4242.3
Äußere Beschreibung
Material: | Pergament |
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Umfang: | 171 foll. |
Maße: | 267-268 × 215-220 mm |
Schriftraum: | 180-190 × 125-130 mm |
Lagen: | Heute sichtbare Lagen(teile) (zahlreiche Blätter fehlen, viele
sind falsch geheftet):
(IV-1)7 + I9 + IV17 + III23 + 3 IV47 + II51 + 2 IV67 + I69 + III75 + 2 I79 + IV87 + II91 + I93 + III99 + 2 IV115 + V125 + 4 IV157 + II161 + I163 + I165 + 1166 + 1167 + I169 + I171
Kustoden: I (7v), III (17v)
bis XIII (77v), XV (79v) bis XXVI (157v), XXVIIII (161v).
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Zeilen: | 25 |
Spalten: | 1 |
Schrift: | gleichmäßige karolingische Minuskel |
Ausstattung: |
orangerote Rubriken in Capitalis rustica und Minuskel |
Einband: |
roter Maroquineinband mit Goldprägung; Rückenaufschrift: PAENITENTIA VETUS |
Inhalte
Anmerkung:
Kapitulariensammlung und Gesamths. gehen nach Kottje mit dem eng verwandten Cod. Heiligenkreuz 217 auf eine gemeinsame Vorlage zurück, nach Hansen indirekt auf Cod. München Lat. 3853 (siehe zum inneren Aufbau der Sammlung und zur Handschriftenfiliation auch die Analyse des Cod. München Lat. 3853).
Bibliographie
Literatur:
- Pertz G 1839, S. 46
- Maassen 1866a, S. 253
- Bourgeois 1885, S. 15 f., 18
- Krause V 1894, S. 126-130
- Boretius 1897, S. XXII
- F. Liebermann, Zu Bußbüchern der Lateinischen Kirche, in: ZRG Kan. Abt. 10 (1920) S. 292 f.
- Fournier P 1931, S. 254 f., 277
- de Clercq C 1936, S. 131 Anm. 2, S. 138, 140 Anm. 1, S. 259 Anm. 2, S. 265 Anm. 1
- Christ 1937, S. 315
- de Clercq C 1958, S. 255, 339 Anm. 8
- Patetta 1967i, S. 724
- Hartmann W 1977, S. 14, 17 ff., 37 u. ö.
- Kottje 1980, S. 53 f., 111 ff. u. ö.
- Brommer 1984, S. 90
- Hartmann W 1984, S. 66 f.
- G. Fransen, in: ZRG Kan. Abt. 72 (1986) S. 385
- Haggenmüller 1991, S. 94 f. (mit weiterer Literatur) u. ö.
- Schmitz G 1991, S. 87 f. Anm. 48, S. 91 f.
- Hansen 1992
- de Sousa Costa 1993, S. 169 u. ö.
- Körntgen 1993, S. 238 ff.
- Siehe auch die Bibliographie zum verwandten Cod. München Lat. 3853
Kataloge:
- Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Regiae 3, 3 (Paris 1744) S. 524
Projektspezifische Referenzen:
Transkription
Editorische Vorbemerkung zur Transkription
Transkriptionsvorlage: Ein mäßiges Schwarz-Weiß-Digitalisat von einem älteren Mikrofilm sowie ein neues Farbdigitalisat; einzelne unsichere Lesungen im April 2016 in Paris am Original geprüft.
Schreiber
zu fol. 96r-97v, 156v-157v: Hand A. Gedrungene Schrift mit jeweils sehr kurzen Ober- und Unterlängen. Gelegentliche Korrekturen mit dünnerer Feder von einer Hand X, die in der Regel ein an ein langgezogenes Komma erinnerndes Einfügungszeichen verwenden. Ebenfalls von Hand X stammen mutmaßlich die Verbindungsbögen, mit denen z.B. fol. 97r letzte Zeile uas sallorum sowie fol. 97v erste Zeile fide iussores zusammengezogen sind.
Buchstabenformen
zu fol. 96r-97v, 156v-157v: Verwendung einer hi-, mi- und ni-Ligatur, bei der der letzte Schaft des h, m bzw. n jeweils cauda-artig in die Unterlänge verlängert wird. Ein ähnliches Prinzip bei ma- und na-Ligaturen, bei denen das a unter der Zeile aus dem nach links unten gezogenen letzten Schaft entwickelt wird. Ferner eine ct-Ligatur mit Überschlag sowie selten eine or-Ligatur. Kleines d mit oft sehr kantigem Bogen. Bei e ist der Balken häufig sehr hoch angesetzt, wodurch der Zwischenraum zum oberen Bogenabschnitt sehr eng ausfallen kann. Steht e am Wortende, ist der Balken deutlich über den Bogenabschnitt hearus verlängert und ausgeprägt nach unten umgebogen. Ungelenkes, nicht in die Unterlängen ausgreifendes x mit oft nahezu senkrechtem Linksschrägschaft.
Abkürzungen
zu fol. 96r-97v, 156v-157v: Gelegentliche Verwendung von q(u)a-Kürzungen mit übergeschriebenem a. Selten ein einfaches, von Punkten umschlossenes i als Kürzung für id est, z.B. fol. 156v, Z. 8.
Interpunktion
zu fol. 96r-97v, 156v-157v: Verwendung von media distinctio und punctus versus.
Gliederungsmerkmale
zu fol. 96r-97v: Fragment der in anderen Hss. vollständig enthaltenen 33-Kapitel-Sammlung. Zu Beginn Blattverlust, dem neben dem Beginn von BK 188 c. 4 (wohl als erstes Kapitel der Sammlung gezählt) mutmaßlich auch eine Capitulatio der Sammlung zum Opfer fiel. Es folgen, als c. II-VIIII gezählt, wie auch sonst BK 191 c. 1-4, 5+6, 7, 9-10, daran anschließend als c. X gezählt Benedictus Levita 1,279, welches aufgrund neuerlichem Blattverlusts mitten im Text abbricht.
zu fol. 156v-157v: In der ursprünglichen Reihenfolge des Codex befand sich die mit diesem Blatt endende erweiterte Ansegis-Fassung mutmaßlich einige Seiten vor fol. 96. Anstelle der drei Appendizien folgen hier drei Nachträge, die mit De primo libro, De secundo libello und De tertio libello überschrieben sind. Der erste Nachtrag schließt unmittelbar an das fragmentarische und irrig als c. LXX gezählte Kapitel Ansegis 4,74 an. Er besteht aus den nicht nummerierten, aber mit Rubriken versehenen c. 1-5 von BK 157. In der Edition sind diese Kapitel jeweils als Alternativfassungen von Ansegis 1,79-80 sowie Ansegis 1,105-107 gedruckt, vgl. Schmitz G 1996, S. 478 sowie 494-495. Der zweite Nachtrag besteht aus den gleichfalls nicht nummerierten, mit Rubriken versehenen c. 1-3 von BK 165 und war dem vorangestellten CAP. XVI zu Folge wohl als Einschub bzw. Alternativfassung zu Ansegis 2,16 intendiert, vgl. Schmitz G 1996, S. 533. Der dritte Nachtrag besteht, möglicherweise unvollständig (Seitenende), nur aus BK 167 c. 1, unnummeriert und ohne Rubrik, in der Edition als Alternativfassung von Ansegis 3,42 gedruckt, vgl. Schmitz G 1996, S. 591.
Benutzungsspuren
Auf dem unteren Rand von fol. 157v in schwarzer Tinte die Kustode XXVI. Auf dem oberen Rand der Doppelseite fol. 156v/157r mit blasserer Tinte cap. MUNDANA Legis / HLUDOVVICI et HLOT IMPRM. Zwei Federproben auf dem unteren Rand von fol. 157r.