Capitularia - Edition der fränkischen Herrschererlasse

Wien, Österreichische Nationalbibliothek, Ser. n. 3761

Beschreibung der Handschrift nach Mordek

Aufbewahrungsort
Wien
Österreichische Nationalbibliothek
Ser. n. 3761
Sigle: Wi1
Digitalisat verfügbar bei ÖNB
Entstehung und Überlieferung
Entstehung:

9. Jh., 2. Hälfte (Mordek), 9. Jh., ca. Mitte (Bischoff); nach Hoffmann vielleicht lotharingisch (Weißenburg?) (Mordek), Ostfrankreich? (Bischoff)

Äußere Beschreibung
Material: Pergament
Umfang: 1 fol. (ab Mitte: linker unterer Rand mit etwas Text abgerissen)
Maße: 203 × 150 mm
Schriftraum: 182 × 120-125 mm
Zeilen: 25
Spalten: 1
Schrift: zierliche karolingische Minuskel
Ausstattung:

rote Rubriken (Capitalis rustica), Initialen und Zahl(en); dunkelbraune Texttinte

Einband:

eingelegt in einen schwarzen Halbleinenpappband der Österreichischen Nationalbibliothek Wien von 1955

Inhalte
Anmerkung:

Das Fragment bietet die wohl älteste Überlieferung der mit Zusätzen angereicherten Form des Ansegis, die vollständig in den Hss. Berlin Lat. qu. 931 und München Lat. 6360 erhalten ist.

  • 1r
    LXXX (zu c. 2) - Capitulare Olonnense (a. 822/823), cc. 1 (ohne den Anfang) und 2: ecclesias suae ecclesiae pertinentes - solutione concedimus. DE ECCLESIA CONSTRUENDA IN SUA PROPRIETATE. Statutum est ut si quis liber homo - maneat iure (MGH Capit. 1, Nr. 157, S. 316 Z. 30 - S. 317 Z. 3).

  • 1r-v
    Ansegisi abbatis capitularium collectio, 1, 79-82 bis qualibet callidita (MGH Capit. 1, S. 405 Z. 37 - S. 406 Z. 22).

Bibliographie
Kataloge:
  • O. Mazal - F. Unterkircher, Katalog der abendländischen Handschriften der Österreichischen Nationalbibliothek "Series nova" (Neuerwerbungen), Teil 3: Cod. Ser. n. 3201-4000 (Wien 1967) S. 253 f.


Transkription

Editorische Vorbemerkung zur Transkription

Transkriptionsvorlage: Hochauflösendes Farbdigitalisat der ÖNB.

Schreiber

Sehr klare, runde und auf das Mittelband konzentrierte karolingische Minuskel. Für die Rubriken wurde eine Capitalis rustica verwendet.

Buchstabenformen

Einzelbuchstaben: Der Schaft von a steht fast senkrecht, e hat einen Balkenfortsatz. Der Schaft von f reicht kaum, der von s gar nicht in die Unterlänge; bei s ist der obere Bogen zudem langgezogen und nach rechts ausgreifend.

Ligaturen: Nur sehr wenige Ligaturen, z.B. bei et, or.

Gliederungsmerkmale

Das Fragment tradiert das Ende von BK 157 c. 1 und c. 2 im Kontext der Collectio Ansegisi, wie in Berlin Lat. qu. 931 und München Lat. 6360. Rubriken, Kapitelzählung (ausgerückt am Rand) und die über zwei Zeilen reichenden Initialen, letztere in einer ausgerückten Versalienspalte, sind in roter Tinte geschrieben. BK 157 c. 2 wird gezählt als [L]XXX. Danach Ansegis 1, 79-82, wo die Zählung aber wegen Beschädigung bzw. Beschnitt des Seitenrandes nicht mehr erkennbar ist.

Benutzungsspuren

Über dem Wort henfintheuseos von (früh)neuzeitlicher Hand: emphyteuseos.

[fol. 1r]
[BK 157 c. 1]
ecclesias suae ecclesiae pertinentes cuilibet per henfintheuseos1* contractus dederit se suosque successores pena multandos conscripserit · potestatem talia inmutandi rectoribus ecclesiarum absque penae conscriptae solutione concedimus ˙  
1*
Darüber von (früh)neuzeitlicher Hand: emphyteuseos.
DE ECCLESIA CONSTRUENDA IN SUA PROPRIETATE [L]XXX  
[BK 157 c. 2]
Statutum est ut si quis liber2* homo per consensum3* episcopi4* sui ecclesiam in sua construxerit proprietate5* · fontesque in eadem ab episcopo fuerint consecratae · ideo non suam perdat hereditatem · sed si episcopus uoluerit officium sacri baptismatis in sua transferat ecclesia · ipsa uero a qua transfertur in constructoris maneat iure  
2*
korr. aus libet
3*
korr. aus con[†]ensum
4*
gek. epi, p korr. (?)
5*
korr. aus p[†]