Verluste und Verwirrungen sind ein gängiges Problem bei der Arbeit mit der erhaltenen Überlieferung von Kapitularien. Im Falle einer Störung der ursprünglichen Gestalt einer Handschrift durch Lagenvertauschung, etwa nach einer Neubindung, lässt sich diese zum Glück oft noch mit hinreichender Sicherheit rekonstruieren. Wo sie sich erhalten haben, sind Kustoden dabei eine große Hilfe – die […]
Die Rechtshandschriften des frühen Mittelalters erinnern nicht selten an Matrjoschka-Puppen: Sie bestehen aus mehreren Einzelteilen und sind ineinander verschachtelt. Hubert Mordek hat in seiner Bibliotheca capitularium mehrfach auf dieses Phänomen hingewiesen. In den seltensten Fällen lassen sich die Bestandteile historischen Persönlichkeiten zuweisen. Die Pariser Handschrift der Bibliothèque Nationale 4626 ist ein solcher Fall. Sie wurde […]
Einem verschwundenen Text auf der Spur Zu Beginn des Jahres besuchten wir die Bayerische Staatsbibliothek in München, um uns eine besonders interessante Kapitularienüberlieferung im Original anzusehen. Der Codex München, BSB, lat. 19416 ist in handlichem Format gestaltet (140-145 × 110-115 mm) und überliefert eine der wenigen ‚reinen‘ Kapitulariensammlungen. Nach Alfred Boretius „ist die Handschrift wegen […]
Rätselhafte Rechtstexte Die am Anfang des 10. Jahrhunderts in Belgien oder Ostfrankreich oder im 4. Viertel des 9. Jahrhunderts bzw. um 900 möglicherweise im Niederrheingebiet oder Köln (Bischoff 1998; Kottje 1963, S. 288) geschriebene kanonistische Kölner Sammelhandschrift ist auf den ersten Blick kein naheliegender Kandidat für die Kategorie „Handschrift des Monats“. Sie enthält auf ihren […]
Der Liber legum des Lupus Die oberitalienische Handschrift Modena, BC, O. I. 2 wurde lange Zeit auf das Ende des 10. Jhs. datiert, könnte nach neueren Forschungen (Russo 1980, Braciotti 1998) aber wesentlich älter sein und schon aus dem Ende des 9. Jhs. stammen. Sie ist bekannt für ihre außergewöhnlichen Miniaturen, die frühmittelalterliche Gesetzgeber von […]
Isaak von Langres und Pseudoisidor Der Kodex Paris, BnF, lat. 3877 scheint für einen Zeitraum von über hundert Jahren eine gern genutzte Gebrauchshandschrift gewesen zu sein. Heute besteht der Kodex aus 94 Folia, doch tragen diese Seiten nicht nur zahlreiche Nachträge von verschiedenen Händen, einige Blätter und Lagen sind auch später erst zusätzlich eingebunden worden. […]
Paläographisch lässt sich die nur 38 Blätter umfassende Rechtshandschrift Paris, Bibliothèque nationale de France, Lat. 4995 auf das 10. Jahrhundert datieren. Gleichwohl stammen fast alle enthaltenen Rechtstexte aus den ersten beiden Dekaden des 9. Jahrhunderts, mit der Kapitulariengesetzgebung Ludwigs des Frommen von 818/819 als jüngstem Bestandteil. Daher ist zu vermuten, dass der Schreiber eine alte, […]
So nah und doch so fern: Glossen und Nota-Zeichen Seit längerem wird die einzelne Handschrift in der rechtshistorischen Forschung nicht mehr nur als bloßer Textträger, sondern als individuelles Artefakt mit jeweils eigenem Wert begriffen. Dennoch wird dabei sehr auf den Text selbst geschaut, die sog. Paratexte wie z.B. Glossen oder Nota-Zeichen werden allzu oft außen […]
Lex Salica, Kapitularien und biblisches Recht Die moderne Forschung hat sich seit längerer Zeit von einem „legalistischen“ Verständnis der karolingischen Kapitularien verabschiedet, wie es das Buch von François Louis Ganshof (Ganshof 1961) repräsentiert. Die Definition von Ganshof, Kapitularien seien „Maßnahmen der Gesetzgebung oder der Verwaltung“ (Ganshof 1961, S. 13), wird der Vielfalt der Kapitularien und […]
Ein Vögelchen hat gezwitschert… Die Zahl der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlicher, die Twitter als sinnvolles Kommunikations- und Informationsmedium gebrauchen, steigt stetig an, und selbst eine immer größer werdende Gemeinschaft von (Frühmittelalter-)Historikern (#medievaltwitter #twitterstorians) gehört ebenfalls dazu. Unter diesen, die sich hier vor allem über Handschriften, neue Publikationen oder Veranstaltungen austauschen, verbreitete sich Anfang Juni eine Nachricht […]