Zürich, Zentralbibliothek, Rh. hist. 28

Beschreibung der Handschrift nach Mordek

Aufbewahrungsort

Zürich
Zentralbibliothek
Rh. hist. 28, foll. 1 -167

Sigle: Z

Digitalisat verfügbar bei Reichenau & St. Gall

Entstehung und Überlieferung

Entstehung:

9. Jh., Ende (Mordek, Bischoff); Reichenau (Mordek, Bischoff).

Provenienz:

1789 von der Reichenau an den Rheinauer Archivar und Geschichtsschreiber Mauriz Hohenbaum van der Meer; nach der 1862 vollzogenen Aufhebung des Klosters Rheinau kam die Hs. an die Züricher Kantonalbibliothek, die heutige Zentralbibliothek.

Äußere Beschreibung

Material:	Pergament
Umfang:	Die Gesamths. umfaßt 188 foll. (gezählt 1-192 mit den oben erwähnten Papierblättern); die Blätter 168-192 (Homilien) kamen im 12. Jh. hinzu. Unser Teil: 163 foll.
Maße:	210-215 × 155-160 mm
Schriftraum:	165 × 105 mm
Lagen:	Lagen (nach Rappmann): III6 + (V-1)15 + 3 IV39 + (IV-1)46 + 5 IV86+ I88+ II92+3 IV118 + (IV-2)124 + I126 + 5 IV166 + (I-1)167 rechts unten numeriert 1-167 [93-94 und 125-126 sind Papierblätter]
Zeilen:	22 (foll. 155-166: 28)
Spalten:	1
Schrift:	karolingische Minuskel
Schreiber:	mehrere Hände
Ausstattung:	Rubriken (Capitalis rustica) in Rot und in dunkelbrauner Texttinte. Zahlreiche spätere Glossen, Zeichnungen, Einträge und Federproben.
Einband:	Ornamentierter brauner Ledereinband (16. Jh.) um Holzdeckel mit Schließenresten.

Inhalte

Anmerkung:

Wie in den schon vorgestellten Codd. St. Gallen 914, Wolfenbüttel Weißenb. 45, Stuttgart HB I 163 und Stuttgart Fürstenberg 655 ist das Capitulare monasticum III Ludwigs des Frommen mit den folgenden Consuetudines monasticae Bestandteil eines mönchischen Kapiteloffiziumsbuches, hier der Reichenau.

1-76 gehen der monastischen Gesetzgebung - von Nachträgen wie dem bekannten Verbrüderungsvertrag zwischen Reichenau und St. Blasien (fol. 46v) abgesehen - Mönchsregeln voraus (Benedikt, Columban, Augustinus, Paul und Stephan).

95-167 folgen unter anderem Heitos Visio Wettini (ed. E. Dümmler, MGH Poetae Latini aevi Carolini 2 [Berlin 1884] S. 267-275), das gekürzte Martyrologium Hieronymianum (ed. AA SS Juni VI [Paris - Rom 1866} S. 782 - 792; verwandt mit den Martyrologia des Cod. Karlsruhe Aug. 128 und des älteren, oben angesprochenen Cod. St. Gallen 914) sowie der jüngere Reichenauer Nekrolog (ed. F. Keller, Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 6 [1849] S. 55-68, auch F. L. Baumann, MGH Necrologia Germaniae 1 [Berlin 1888] S. 272-282), dem erst im 12. Jahrhundert ein Homiliar angefügt wurde (foll. 168-192).

76v-80v
I-LXXVIII - Capitulare monasticum III (a. 818/ 819?), ohne c. 76: ANNO INCARNATIONIS DOMINI NOSTRI IESU CHRISTI DCCCXVII - CONSERVARI DECREVERUNT. Vt abbates mox ut ad monasteria sua remeauerint - in eorum sit arbitrio (CCM 1, S. 515-535, Sigle B1; stärker nach Benedictus Levita: MGH Capit. 1, Nr. 170, S. 344-348); älteste Überlieferung einer Handschriftenfamilie (überarbeitete Redaktion I), zu der nach Semmler auch die Codd. Dresden A 128, Wolfenbüttel Weißenb. 45, St. Gallen 942, Trier, Bistumsarchiv, Abt. 95 Nr. 39 und Trier, Stadtbibl., 1238/602 gehören.
In den Jahren 1510-1512 kopierte Sigismund Lang von St. Ulrich und Afra, Augsburg, während seines Reichenau-Aufenthalts Teile von Cod. Zürich Rh. hist. 28, die heute am Anfang der Sammelhs. Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek, 2° Cod. Aug. 320 erhalten sind, auf dem ersten Blatt das Capitulare monasticum III, vgl. Schmidt, Reichenau und St. Gallen, S. 100 ff.
Die Texte foll. 80v-86v gehen nach Engelbert, Die Herkunft des «Ordo regularis», S. 270 ff. auf dieselbe Vorlage zurück wie jene der Codd. Dresden A 128 und Wolfenbüttel Weißenb. 45:
80v-83r
Capitula notitiarum (nach 817) [CCM 1, S. 341-345].
83r-85v
Ordo Casinensis I dictus Ordo regularis (817-821?)[CCM 1, S. 101-104].
85v- 86v
Capitula qualiter (nach 821) [CCM 1, S. 353 f.].
86v-89v
Modus paenitentiarum Benedicti abbatis Anianensis (vor 821) [CCM 1, S. 571-582].
89v-92v
Brief der Reichenauer Mönche Grimald und Tatto andas Kloster Reichenau = Capitula in Auuam directa (817-821) [CCM 1, S. 333-336].

Bibliographie

Literatur:

Albers 1907, S. 530 f., 538-540
Traube 1910, S. 56, 119 f.
Bruckner 1940, S. 38
Siegmund 1949, S. 81, 109
J. Leclercq, L’ancienne version latine des Sentences d’Evagre pour les moines, in: Scriptorium 5 (1951) S. 196
T. Leccisotti, A proposito di antiche consuetudini Cassinesi, in: Benedictina 10 (1956) S. 334
De Clercq 1958, S. 162
Semmler 1958, S. 173
Semmler 1960, S. 313 Anm. 6, S. 315 Anm. 30, S. 341, 346-360
Frank 1963, S. 331
Frank 1963a, S. 339
Frank 1963b, S. 349
Lecisotti 1963, S. 95 f.
Semmler 1963h, S. 503, 510 f.
Semmler 1963k, S. 566
G. Boesch, Verbrüderungsbuch und Nekrologium der Reichenau. Zur Überlieferungsgeschichte zweier Handschriften, in: Festschrift Oskar Vasella (Freiburg/Schweiz 1964), auch erschienen in: Zs. für Schweizerische KG 58 (1964) S. 56 ff.
Kottje 1965, S. 333 Anm. 41
P. Engelbert, Die Herkunft des «Ordo regularis», in: Rev. Bén. 77 (1967) S. 269 ff.
L. Verheijen, La Règle de Saint Augustin 2 (Paris 1967) S. 215, 218
D. Geuenich, Verbrüderungsverträge als Zeugnisse der monastischen Reform des 11. Jahrhunderts in Schwaben, in: Zs. für die Geschichte des Oberrheins 123 (= N. F. 84) (1975) S. 23 ff.
Hanslik 1977, S. XXXIV
W. Haubrichs, Neue Zeugnisse zur Reichenauer Kultgeschichte des 9. Jahrhunderts, in: Zs. für die Geschichte des Oberrheins 126 (= N. F. 87) (1978) S. 4 ff.
R. Rappmann, Untersuchungen zur Überlieferung und zum Personenkreis des Reichenauer Totengedenkens im früheren Mittelalter (phil. Diss. Freiburg i. Br. 1984, Ms.) S. 27 ff. mit Anm. S. 518 ff. (detaillierte Beschreibung der Hs.).
R. Schmidt, Reichenau und St. Gallen. Ihre literarische Überlieferung zur Zeit des Klosterhumanismus in St. Ulrich und Afra zu Augsburg um 1500 (Vorträge und Forschungen, Sonderbd. 33, Sigmaringen 1985) S. 101 f. und 105 ff.
J.-L. Lemaître, Mourir à Saint-Martial. La commémoration des morts et les obituaires à Saint-Martial de Limoges du XIe au XIIIe siècle (Paris 1989) S. 69.

Kataloge:

L. C. Mohlberg, Katalog der Handschriften der Zentralbibliothek Zürich 1: Mittelalterliche Handschriften (Zürich 1952) S. 258-260.

Abbildungen:

Keller, Das alte Necrologium von Reichenau (Facsimile des Nekrologs auf 26 Tafeln)

Projektspezifische Referenzen:

Hinweise

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[fol. 123r], [p. 123]	Blatt- oder Seitenwechsel bzw. Spaltenwechsel in der Hs.
	Textglossierung
	Annotationszeichen (z.B. Nota-Zeichen)

Empfohlene Zitierweise

Zürich, Zentralbibliothek, Rh. hist. 28, in: Capitularia. Edition der fränkischen Herrschererlasse, bearb. von Karl Ubl und Mitarb., Köln 2014 ff. URL: https://capitularia.uni-koeln.de/mss/zuerich-zb-rh-hist-28/ (abgerufen am 21. November 2024)

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Versionsgeschichte

Datum	Änderung
2016-04-25	Hinzufügen des Links zum Digitalisat bei St. Gall Plan
2020-12-11	Verortung und Datierung der Handschrift nach Bischoff 1998/2004/2014 ergänzt
2024-06-14	Datei veröffentlicht