Einsiedeln, Stiftsbibliothek, 191(277)
Beschreibung der Handschrift nach Trump
Aufbewahrungsort
EinsiedelnStiftsbibliothek
191(277)
Entstehung und Überlieferung
Entstehung:
Wende 8./9. Jahrhundert (Mordek, Bischoff); wahrscheinlich Nordostfrankreich (Mordek, Bischoff)
Provenienz:
Bernhard Bischoff ordnete die Handschrift der Hofbibliothek Karls des Großen zu. Im 11. Jahrhundert gehörte sie der Konstanzer Dombibliothek, wo sie später im Besitz des Weihbischofs Jakob Johann Mirgel (1559-1629) war. Aus der Konstanzer Zeit stammen zudem die Annotationen und Glossen, die u.a. auf Bernold von Konstanz zurückgehen († 1100; Autenrieth 1956, S. 42-50). Im 17. Jahrhundert gelangte der Codex in die Stiftsbibliothek des Klosters Einsiedeln.
Äußere Beschreibung
Material: | Pergament |
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Umfang: | 237 foll. (VI + 231; gezählt I-VI, 1-165, 165bis-233; 81, 203, 204 ausgeschnitten) |
Maße: | 317 × 225-230 mm |
Schriftraum: | ca. 240 × 150-155 mm |
Lagen: |
(IV-2)VI + 10 IV80 + (IV-1)88 + 14 IV199 + (IV-2)207 + 2 IV223 + 2 (III-1)233; weder Kustoden noch
Reklamanten
|
Zeilen: | 29 |
Spalten: | einspaltig bis auf foll. 229v-230v (dort zweispaltige Anlage) |
Schrift: | karolingische Minuskel |
Schreiber: | mehrere Hände |
Ausstattung: |
Überschriften in roter Tinte oder Texttinte unter Verwendung von Unziale und Capitalis rustica, darüber hinaus Monumentalcapitalis (fol. 3r); einfache Initialen |
Einband: |
Holzdeckeleinband |
Inhalte
Anmerkung:
Als einzigen kapitulariennahen Text enthält die Handschrift die Capitula ab episcopis Attiniaci data (BK 174) als Nachtrag hinter der Collectio canonum Quesnelliana. Diese Überlieferung wurde weder von Georg Heinrich Pertz noch von Alfred Boretius für die Edition der Capitula herangezogen. Erst Albert Werminghoff benutzte die Handschrift für die Edition des Stücks in MGH Concilia 2, 2. Werminghoff glaubte zuerst sogar, drei Textzeugen der Capitula ausfindig gemacht zu haben, da er noch eine Handschrift aus Valenciennes verzeichnete (Cod. 154; Werminghoff 1899, S. 484). Dabei handelt es sich um den heutigen Codex Valenciennes 162, der aber die Admonitio ad omnes regni ordines (BK 150) enthält, was von Werminghoff später selbst berichtigt wurde (Werminghoff 1901a, S. 25).
Trotz des schon lange vorhandenen Wissens um die Existenz des Codex verzeichnet Hubert Mordek den Einsidlensis nicht in seiner Bibliotheca capitularium. Die andere Überlieferung des Stücks, der Blankenburgensis 130 in Wolfenbüttel, bezeichnet er daher zu Unrecht als "Unikat" (Mordek 1995, S. 933).
Bibliographie
Kataloge:
- Catalogus codicum manu scriptorum qui in Bibliotheca monasterii Einsidlensis O.S.B. servantur, descr. Gabriel Meier. Tomus I complectens centurias quinque priores, Leipzig 1899, S. 150-151.
Projektspezifische Referenzen:
- Pertz G 1835, S. 231
- Boretius 1883, S. 357-358
- Werminghoff 1899, S. 484
- Werminghoff 1901a, S. 25
- Werminghoff 1908, S. 468-472
- Johanne Autenrieth, Die Domschule von Konstanz zur Zeit des Investiturstreits. Die wissenschaftliche Arbeitsweise Bernolds von Konstanz und zweier Kleriker dargestellt auf Grund von Handschriftenstudien (Forschungen zur Kirchen- und Geistesgeschichte N.F. 3), Stuttgart 1956, S. 41-50
- Elias Avery Lowe, Codices Latini Antiquiores. A palaeographical guide to latin manuscripts prior to the ninth century. Part VII: Switzerland, Oxford 1956, S. 12. (online bei e-codices)
- Mordek 1995, S. 932-933
- Bischoff 1998, S. 239, Nr. 1116
- Kéry 1999, S. 27-29
- Beschreibung für e-codices von P. Dr. Odo Lang OSB, Stiftsbibliothek Einsiedeln, 2011 (ausführlichere Beschreibung sowie weitere Literaturhinweise)
Transkription
Editorische Vorbemerkung zur Transkription
Transkriptionsvorlage: Sehr gutes Farbdigitalisat bei e-codices.
Schreiber
Eine (Nachtrags-)Hand des früheren 9. Jahrhunderts, die eine gut lesbare karolingische Minuskel mit recht breiter Feder in schwarzer Tinte schreibt.
Buchstabenformen
Der Schreiber verwendet sowohl cc-a als auch unziales a. Der obere Bogen des e ist gelegentlich zu einem lang ausgezogenen Strich aufgelöst. Der markante Bogen des g ist mal geschlossen, mal geöffnet. Die Oberlängen und Schäfte sind häufig verdickt. Gelegentlich findet sich e-caudata. Es werden nur gängige Abkürzungen und Ligaturen verwendet.
Gliederungsmerkmale
Die Capitula stehen eingebettet zwischen verschiedenen Hymnen, die wiederum von anderen Händen stammen, und haben keine Inskription. Die Kapitel sind korrekt von I bis VI durchgezählt und werden jeweils durch schlichte, in Texttinte geschriebene Initialen eingeleitet.
Sonstiges
Im Pergament befinden sich einige kleine Löcher, die an einer Stelle zu einem Textverlust von einem Buchstaben geführt haben.