Paris, Bibliothèque nationale de France, Lat. 3877
Beschreibung der Handschrift nach Heinen
Aufbewahrungsort
ParisBibliothèque nationale de France
Lat. 3877
Entstehung und Überlieferung
Entstehung:
letztes Viertel 9. Jh. (Mordek), 9. Jh., ca. 3. Drittel (Bischoff); Frankreich (Mordek, Bischoff)
Provenienz:
Saint-Germain, Auxerre (Besitzvermerk des 10. Jh. auf fol. 5r: HIC EST LIBER SANCTI GERMANI AUTISSIODORE[NSIS]). Später im Besitz von Jules Mazarin. Alte Signatur: 4242 (fol. 1r).
Äußere Beschreibung
Material: | Pergament, an den Außenrändern beschädigt |
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Umfang: | 94 foll. |
Maße: | 250 × 195 mm |
Schriftraum: | 172 × 113 mm |
Zeilen: | 19 |
Spalten: | 1 |
Schrift: | karolingische Minuskel |
Schreiber: | mehrere |
Ausstattung: |
Die Außenränder des Kodex sind teilweise stark beschädigt. Rubriken (Capitalis rustica) und Text in rotbrauner Tinte. 3v ein griech. Kreuz mit ΦωC – ΖωΗ. 58v und 84r tironische Noten. Zahlreiche Nachträge von verschiedenen Händen (s. X) und zusätzliche Lagen eingebunden. |
Einband: |
dunkelbrauner Ledereinband; auf dem Rücken in Goldschrift: CANONES COLLECTI AB ISAACO LINGON |
Inhalte
Anmerkung:
Kern der Sammlung bilden die Capitula des Isaak von Langres, denen sechs Exzerptreihen aus hauptsächlich kirchenrechtlichem Material folgen. Diese Exzerpte stehen in einem engen Zusammenhang mit dem Isaak'schen Opus. Fournier 1899 hat sie nach der Schwesterhandschrift Paris, BnF, lat. 2449 analysiert. Der Parisinus 3877 enthält darüber hinaus noch zahlreiche Nachträge von verschiedenen Händen. In einer siebten Exzerptreihe, die verschiedenes Material von vielen Schreibern bietet, finden sich auch die apokryphen Stücke der Schwesterhandschrift (vgl. foll. 89r-90v und wieder 91r-92r). Aus der Isaak-Vorlagehandschrift stammen die Kapitel Mordek 21 und 26 (foll. 71r-v und 6r-v). Zwei unterschiedliche Schreiber haben später die Kapitel Mordek 20 (fol. 15r) und BK 191 c. 8 (fol. 83v) nachgetragen. Für eine ausführlichere Analyse vgl. die Handschrift des Monats November 2017.
Bibliographie
Kataloge:
- Catalogus codicum manuscriptorum Bibliothecae Regiae 3, 3 (Paris 1744), S. 524
Projektspezifische Referenzen:
- Fournier P 1899, S. 357-373
- Werminghoff 1901, S. 670
- Bernhard Bischoff, Das griechische Element in der abendländischen Bildung des Mittelalters, in: Byzantinische Zs. 44 (1951), S. 37 f. Anm. 7
- Mordek 1975, S. 175-180, bes. S. 175 Anm. 368, S. 179 Anm. 387
- Schmitz G 1977, S. 366-372, 377-386
- Mordek 1980, S. 204-206
- Mordek 1995, S. 1011-1014, S. 1021 f. und S. 1033
- Pokorny 1995, S. 161-179, bes. 172 f.
- Kéry 1999, S. 173, 174
- MGH Conc. 6, 2 (2007), S. 557-564, hier 559
- Schmitz G 2008a
- Bischoff 2014, S. 92-93, Nr. 4292
- Schmitz G 2014
- Heinen 2018, S. 126-132
- Weitere Informationen zur Handschrift bei der BnF
- Bibliotheca legum regni Francorum manuscripta, Karl Ubl (Hrsg.) unter der Mitarbeit von Dominik Trump und Daniela Schulz, Köln 2012 ff.
Transkription
Editorische Vorbemerkung zur Transkription
Transkriptionsvorlage: Die Transkription wurde nach einem Farbdigitalisat von guter Qualität vorgenommen (verfügbar bei Gallica).
Schreiber
Die Kapitel BK 259 c. 8, Mordek 21 und 26 (foll. 5v-6r, 71r-v u. 6r-v) sind vom Hauptschreiber der Isaak-Handschrift geschrieben, der eine saubere karolingische Minuskel bietet. Mordek 20 (fol. 15r) und BK 191 (fol. 83v) sind von unterschiedlichen Händen später nachgetragen, die ebenfalls eine karolingische Minuskel schreiben.
Gliederungsmerkmale
BK 259 c. 8 (foll. 5v-6r) sowie Mordek 21 und 26 (foll. 71r-v u. 6r-v) sind vom Hauptschreiber aus der Vorlagehandschrift übernommen. BK 259 c. 8 und Mordek 26 befinden sich in den meisten Isaak-Handschriften und im Sirmond'schen Druck zwischen dem Vorwort und der Capitulatio von Isaaks Capitula. Die beiden Kapitel dürften also schon in der Vorlage dort nachgetragen worden sein. Mordek 21 ist das vierte und letzte Kapitel der vierten Exzerptreihe De rebus ecclesiae, die auch in der (erweiterten) Capitulatio Isaaks aufgenommen ist. BK 259 c. 8 geht eine Rubrik in einer schwarzen Capitalis rustica voraus. Den beiden Mordek-Kapiteln desgleichen in rot. BK 259 c. 8 sowie Mordek 26 tragen keine Zählung, während Mordek 21 eine unscheinbare IIII auf dem Seitenrand einordnet. Die Mordek-Kapitel beginnen jeweils mit einer roten Initiale, BK 259 c. 8 hingegen mit einer schwarzen.
Mordek 20 (fol. 15r) ist einfarbig von einer Hand des 10. Jahrhunderts nachgetragen worden. Das Kapitel hat keine Rubrik. Auf dem Seitenrand ist ein kleines cap ohne Zählung notiert. BK 191 (fol. 83v) ist von einer weiteren Hand in dunkler Tinte nachgetragen worden. Die Zählung LXXI hat er wahrscheinlich aus seiner Vorlage übernommen. Wenn das Kapitel aus Benedictus Levita (Add. 4, 171 n. Bal.) entnommen sein sollte, hat der Schreiber oder ein Schreiber zuvor ein C für die Hundert versäumt.