München, Bayerische Staatsbibliothek, Lat. 29555/1
Beschreibung der Handschrift nach Mordek
Aufbewahrungsort:
MünchenBayerische Staatsbibliothek
Lat. 29555/1
Entstehung und Überlieferung
Entstehung:
9./10. Jh. (Mordek, Bischoff); Oberitalien (Mordek), Italien (Bischoff).
Provenienz:
Die Fragmente wurden gewonnen aus Einbänden der Codd. München Lat. 4683 und Lat. 4774 (beide aus Benediktbeuern), Inc. dpl. 11684, P. lat. 1283. Das Fragment in Inc. s. a. 26m wurde von B. Bischoff identifiziert. Alte Signaturen: München Lat. 29055b, Lat. 29084 und Lat. 29168c.
Äußere Beschreibung
Material: | Pergament |
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Umfang: | insg. 31 teils beschädigte und/oder beschnittene Pergamentblätter einer makulierten Kapitularienhs., von denen die 4 Blätter (bzw. Blattreste) der Universitätsbibliothek 1944 verbrannten |
Maße: | ca. 225 × 170 mm |
Schriftraum: | ca. 180-185 × 120-123 mm |
Zeilen: | 28 |
Spalten: | 1 |
Schrift: | karolingische Minuskel |
Schreiber: | mehrere Hände |
Ausstattung: |
rote Rubriken in Capitalis rustica und Minuskel; rote Zahlen; Initialen rot oder in brauner Texttinte |
Inhalte
Anmerkung:
Im einst Benediktbeurer, heute Münchener Codex präsentiert sich ein typischer Vertreter der italienischen Kapitulariensammlungen, dessen jüngster erhaltener Text, Widos Kapitular von Pavia a. 891, nahe an die Entstehungszeit der in Oberitalien geschriebenen Hs. herankommt. Ihre von Boretius kaum herangezogenen Überreste sind „für die Texte der Capitularia ... von erheblicher Bedeutung“ (Lehmann - Glauning): Manch Unikat hat sich nur über ihn erhalten (oder nur noch über den erst im frühen 11. Jahrhundert kompilierten Liber Papiensis), und die Stücke, die er mit dem jüngeren Gothanus Memb. I 84 gemein hat, erweisen den Buranus als den besseren Tradenten. Seit der profunden Analyse Seeligers (unersetzlich für die Kenntnis der 1944 verbrannten Blätter der Universitätsbibliothek), tauchten in der Staatsbibliothek einige weitere Blätter auf, die sich problemlos in die von Seeliger vorgeschlagene Reihenfolge eingliedern lassen:
Bibliographie
Literatur:
- Seeliger 1894, S. 670-679
- Boretius 1897, S. XX
- Christ 1937, S. 315 Nr. 21
- Patetta 1967i, S. 724
- Dolezalek 1972, Bd. 2 (irrtümliche Signatur 4744 statt 4774; die vier Blätter der Universitätsbibliothek als „Fragment 4“ bezeichnet)
- Bischoff 1980, S. 202
- Mordek 1988, S. 75 Anm. 26
- Hartmann W 1989, S. 14 Anm. 11, S. 16, 26
- Krämer 1989, S. 79
- McKitterick 1989, S. 34
- Bernhard 1990, S. 399
Kataloge:
- P. Lehmann - O. Glauning, Mittelalterliche Handschriftenbruchstücke der Universitätsbibliothek und des Georgianum zu München (Zentralblatt für Bibliothekswesen, Beiheft 72, Leipzig 1940) S. 45 Nr. LXI
Transkription
Editorische Vorbemerkung zur Transkription
Transkriptionsvorlage: Online-Digitalisat in Farbe von guter Qualität.
Schreiber
Regelmäßige und gut lesbare karolingische Minuskel. Eine Korrekturhand.
Buchstabenformen
Einzelbuchstaben:
Doppelstöckiges A mit senkrechtem Schaft und nur angedeutetem oberem Bogen, in vielen Fällen sogar nur einstöckig. Teilweise unziales D verwendet. Das G mit geschlossenem unteren Bogen in Triangelform.
Abkürzungen
Größtenteils sind die Standardabkürzungen verwendet. Die -que-Kürzung besteht aus einem q gefolgt von einem Punkt, der leicht mit einer media distinctio verwechselt werden kann; ebenso manchmal auch nach b für -bus. Die pro-Kürzung ist nicht als eine Verlängerung aus dem Bogen realisiert, sondern bildet einen Bogen nach links aus dem Ende der Unterlänge.
Gliederungsmerkmale
Die Foliierung in den Transkriptionen wird nach Hauke 2013, S. 13-17 gezählt.
Das Fragment Mordek 24 (fol. 1r-v) beginnt mitten im Text von c. [II] (= c. 2) und endet ebenso unvermittelt in c. XI (= Mordek 24 c. 11). Der äußere Rand ist beschnitten, aber es ist kaum Textverlust zu verbuchen. Lediglich in 4-5 Zeilen fehlt je ein oder nur ein halber Buchstabe. Die Kapitel sind eigenständig durchgezählt. Zählung in roter Schrift auf der Zeile, meist am Ende des vorangehenden Kapitels. Die Kapitel beginnen entweder auf der Folgezeile mit einer übergroßen Majuskel oder sie setzen noch auf der gleichen Zeile nach einem deutlichen Freiraum ein. Die Majuskelfarbe wechselt regelmäßig zwischen rot und braun (Texttinte).
Das Fragment Mordek 15 (fol. 6r-v) präsentiert sich als eine individuelle Fortsetzung des vierten Buches von Ansegis und trägt die Kapitelnummern LXXI und LXXII; für das dritte Kapitel ist zwar ein Freiraum für die Rubrik und eine Zählung vorgesehen, sie sind aber nicht ausgeführt.
Benutzungsspuren
Auf den Rändern neuzeitliche Bibliotheksvermerke in Blei und Tinte sowie ein Bibliotheksstempel BIBLIOTHECA REGIA MONACENSIS fol. 1r.
Die drei Kapitel von Mordek 15 (fol. 6r-v) wurden mit einem Kreuz markiert; die letzten beiden Kapitel in Ligatur durch einen Bogen der Initiale. Die Markierungen stammen mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Korrekturhand.