Bamberg, Staatsbibliothek, Jur. 35
Beschreibung der Handschrift nach Mordek
Aufbewahrungsort
BambergStaatsbibliothek
Jur. 35
Entstehung und Überlieferung
Entstehung:
9. Jh., 1. Hälfte (Mordek), 9. Jh., 1. Drittel (Bischoff); Nordostfrankreich (Mordek, Bischoff).
Provenienz:
Dombibliothek Bamberg bis 1803 (Einband mit Schließen), dortige Signatur D. 33; weitere alte Signatur: D. II. 2.
Äußere Beschreibung
Material: | Rustikales Pergament (dick, gewellt) |
---|---|
Umfang: | 146 foll. |
Maße: | 210-215 × 120-125 mm |
Schriftraum: | 160-170 × 80-90 mm |
Lagen: |
(IV-1)7 + 5 IV47 + (IV-1)54 + 5IV94+ (III-2)98 + (IV-2)104 + 3 IV128 + (IV-4)132 + (III+1)139 + 1 + III146
Kustoden: a (7v), B (15v) bis q (128v).
|
Zeilen: | 20-22 |
Spalten: | 1 |
Schrift: | schwerfällige karolingische Minuskel |
Ausstattung: |
Rubriken und Zahlen in dunkelbrauner Texttinte; einfache Initialen mit roten und gelben Über- bzw. Ausmalungen. |
Einband: |
Einband mit Schließen |
Inhalte
Anmerkung:
Boretius hielt die Zusammenfassung der acht großen, 60 Schilling schweren Bannfälle (Summula de bannis, foll. 145v-146r) „haud dubie“ für eine Privatarbeit. In der Tat begegnet der Herrscher nur in der dritten Person, als DOMNUS NOSTER und domino regis, doch tritt Karl der Große so gelegentlich auch in Kapitularien auf. Vergleichsstellen, die sich um die Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert konzentrieren, zählen dieselben Verbrechen in genau derselben Anzahl auf: octo banni in der Summula (im Bambergensis I CAP. - VIII CAP. gezählt, in Cod. Paris Lat. 10758, p. 58 offenbar als Memoratio de octo bannos... id sunt cap. VIII bezeichnet), octo capitula in c. 2 des Capitulare Saxonicum (a. 797) und in c. 3 der Capitula ad legem Baiuvariorum addita (a. 803?) (MGH Capit. 1, S. 71 und 157 f.). Laut Capitulare Italicum (a. 801), c. 2 hatte Karl solche Kapitel in eigener Person erlassen: Similiter et pro contemtu singulorum capitulorum quae per nostrae regiae auctoritatis bannum promulgavimus, id est qui pacem ecclesiarum Dei, viduarum, orfanorum et pupillorum ac minus potentium inruperit, sexaginta solidorum multam exsolvat (MGH Capit. 1, S. 205). Bedenkt man, daß auch c. 6 der Capitula Francica Karolo Magno adscripta (a. 802?) den Königsbann in der dritten Person anspricht (De banno domini imperatoris et regis...; MGH Capit. 1, S. 214), so mag die Summula, am Hof formuliert und/oder kundgetan von einem Missus, doch mehr Gesetzescharakter besessen haben, als der Text auf den ersten Blick erkennen läßt.
Zu datieren wäre die Summula wegen des Königstitels (regis) wohl eher in die Zeit vor Karls Kaiserkrönung, also vor oder in das Jahr 800. Schmidt-Wiegand, Stammesrecht und Volkssprache in karolingischer Zeit, S. 186 bzw. S. 163 kommt über die Capitula ad legem Baiuvariorum addita (a. 803?) zu dem etwas späteren Zeitansatz „bald nach 803“.
Bibliographie
Literatur:
- F. Ortloff, Von den Handschriften und Ausgaben des salischen Gesetzes nebst Beschreibung einer auf der königlichen Bibliothek zu Bamberg befindlichen Handschrift des salischen, ripuarischen und alemannischen Gesetzes, aus den Zeiten Kaisers Carl des Großen (Coburg - Leipzig 1819) S. 23 ff.
- J. H. Jäck, Handschriften der Königl. Bibliothek zu Bamberg, in: Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtskunde 6 (1831-1838) S. 70
- Pertz G 1835, S. XIX
- Pardessus 1843, S. XLI
- Pertz G 1863, S. 5
- Boretius 1897, S. XII
- Buchner 1940, S. 81 f.
- Eckhardt K 1954, S. 35
- McKitterick 1989, S. 53 Tab. A
Kataloge:
Projektspezifische Referenzen:
- Mordek 1995, S. 17-19
- Bischoff 1998, S. 50, Nr. 221
- Bibliotheca legum regni Francorum manuscripta, Karl Ubl (Hrsg.) unter der Mitarbeit von Dominik Trump und Daniela Schulz, Köln 2012 ff.
Transkription
Editorische Vorbemerkung zur Transkription
Transkriptionsvorlage: Gutes Farbdigitalisat, das von der Staatsbibliothek Bamberg bereitgestellt wird.
Schreiber
Eine Hand mit dicker Feder, die eine schmucklose, etwas grobe karolingische Minuskel schreibt.
Gliederungsmerkmale
Fol. 145v-146r: Der Text von BK 110 setzt ohne besonderen Einschnitt vom vorherigen Text auf neuer Zeile mit der Rubrik ein. Im Gegensatz zu den folgenden Kapiteln wird in der Rubrik keine farbige Tinte verwendet. Einzelne Buchstaben der Rubrik sind ohne erkennbares Muster in ihrer Majuskelform gehalten. Bei den gleichmäßig durchgezählten 8 Kapiteln sowie dem Epilog ist die erste Zeile jeweils leicht nach links ausgerückt.
Sonstiges
Fol. 146r oben ein größerer Fleck mit Tintenfraß, dem Teile der ersten Zeile zum Opfer gefallen sind.