Foll. 22v-32v, 41r-v: Der Schreiber verwendet eine gut lesbare
karolingische Minuskel. Insgesamt zeichnet sich der Text durch eine hohe Dichte an
grammatischen Unsauberkeiten aus, die vor allem Kongruenz und Kasusrektion betreffen.
An vielen Stellen des Textes kommt es zudem zu Wortbildungen, die es schlichtweg
nicht gibt (z.B. dixisso
fol. 28v), oder die unsinnig bzw. unpassend sind (z.B. in
choris statt in quo res auf fol.
27r). Hinzu kommen Verschleifungen von Wörtern und Haplographie (z.B.
i nostram, fol. 29r, für in
nostram). Eine weitere Eigenheit des Schreibers ist die Verdopplung
von Konsonanten, wie z.B. ammittat (fol. 27v)
und rappuerit (fol. 28r), aber auch
caussa und occassio (beide
fol. 27v). Ein h vor Vokal sowie häufiger c statt t und s statt x
sind weitere Eigenheiten des Schreibers. Einmal wird zudem (fol. 30r)
ostem statt hostem geschrieben. Des
Weiteren schwankt der Schreiber beim Wort comes zwischen den
Schreibweisen comis, comus und
klassisch comes. Diese Varianz wurde nicht eigens im Text
angemerkt. Das Wort occasio und seine Flektionsformen weist
regelmäßig ein zwischen a und s eingefügtes n auf. Varianten gibt es zudem bei quo-
und co-. Der Schreiber setzt zudem manchmal -us statt -os. In der Capitulatio zu BK
139 wurden Wörter teilweise nicht vollständig ausgeschrieben, wenn der Schreiber an
das Ende des Schriftspiegels kam.
Foll. 22v-32v, 41r-v:
Einzelbuchstaben: Hauptsächliche Verwendung des doppelstöckigen a, gelegentlich wird
cc-a gebraucht. Häufig zu beobachten sind unziales D und M, sowie Majuskel-N (vor
allem bei Verneinungen). Oberer und unterer Bogen des g sind offen. Das o hat
zuweilen einen kleinen Abstrich auf der rechten Seite des Bogens, was es leicht wie
ein a aussehen lässt.
Ligaturen: Seltener Gebrauch der e-caudata. Die häufigsten Ligaturen sind die von et,
ct, NT (am Wortende), or (in -orum) und st. Seltener auch ae- (fol. 31r, Z.
21: terrae), nt- (mit dem Deckbalken des t auf der
Grundlinie, fol. 30v, Z. 13: permaneant) sowie
us-Ligaturen (fol. 28v, Z. 8: alius).
UT-Ligaturen am Beginn einzelner Kapitel.
Besonderheiten: Die Rubriken sind in einem Mischalphabet aus Unziale und Minuskel
verfasst. Hinzu treten aber auch Capitalis-Buchstaben.
Foll. 22v-32v, 41r-v: Der Schreiber kürzt gerne die Worte ab, wobei er
im gesamten Text nur gängige Abkürzungen verwendet. Die us-Kürze gibt er fast
ausschließlich mit dem charakteristischen hochgestellten Halbkreis wieder, wobei dies
aber auch für -ur verwendet wird. Enklitisches que wird standardmäßig mit Semikolon
gekürzt, genauso wie der Dativ und Ablativ Plural auf -bus. Wenn der Schreiber
klassisches com vor p ausschreibt, liest man durchgehend con. Bei den Kürzungen für
die Flektionsformen von ecclesia ist eine relativ große
Variation zu beobachten. So finden sich eccles,
ecclem und eccle, wobei
eccles für mehrere Formen stehen kann. Gekürztes
est wird manchmal (z.B. fol. 30r) zwischen
zwei Punkte gesetzt. Ein qd, bei dem der Kürzungsstrich durch den Schaft des d geht,
steht entweder für quid oder für quod.
Einmal wird secundum mit sedm gekürzt
(fol. 41v, Z. 4).
Foll. 22v-26r: Wenngleich BK 39 keine Rubrik erhalten hat, befinden
sich an entsprechender Stelle drei Leerzeilen, sodass von einer intendierten Rubrik
(in roter Tinte) ausgegangen werden muss. Insgesamt fehlen ab fol. 22
(Seitenmitte) Rubriken und rote Initialen, die sich mit denjenigen in Texttinte
abwechseln sollten. Aus diesem Grund erhielten bei BK 39 die cc. 4, 7, 9 und 11 keine
Initialen. Bei BK 39 findet sich nur für c. 3 eine entsprechende Kapitelzählung
(III). Für BK 40 sind die Kapitel 1-20 mit einer solchen
versehen (I-XX), wobei Kapitel 11
fälschlicherweise als X gezählt ist. Ab c. 21 fehlt die
Kapitelzählung und erneut wurden die intendierten roten Initialen nicht ausgeführt.
Zudem werden die Kapitel 7 und 8 von BK 40 in vertauschter Reihenfolge geboten. BK 44
ist unvollständig überliefert, es fehlen: cc. 1, 2, 7, 10, 12, 13, 14, 16-21. Auch
hier fehlen eventuelle Rubriken.
Foll. 26r-30v: Dem Kapitular (BK 139) ist eine Capitulatio
vorgeschaltet, die alle 21 Kapitel nennt (fol. 26r). Der Text der
Kapitelüberschriften weicht von denen innerhalb des Textes ab, was entweder auf einen
anderen Schreiber hindeutet oder aber der Schreiber hat die Capitulatio aus einer
anderen Vorlage abgeschrieben, ohne diese mit dem Text zu vergleichen, auf den sie
sich bezieht. Im Gegensatz zum restlichen Text ist die Capitulatio zweispaltig
geschrieben, was eventuell ebenfalls einer anderen Vorlage geschuldet sein könnte.
Bis auf die ersten beiden Kapitel verfügt jedes über eine eigene Rubrik. Ab cap.
VI rücken die Kapitelnummern - bis auf cap.
XI - in den Text hinein, vorher stehen sie außerhalb. Für
die Rubrik des zweiten Kapitels wurde Platz gelassen, diese aber dann nicht
ausgeführt. Die Rubrik zu Kapitel VIII wurde nicht durch eine
Auszeichnungsschrift hervorgehoben, sondern erscheint als Teil des Textes. Durch die
enge Bindung der Blätter kann nicht immer gesagt werden, ob vor der Kapitelnummer
noch die Kapitelbezeichnung CAP steht. Diese ist ohnehin nicht
obligatorisch angegeben. Die Nummerierung an sich ist korrekt, nur fehlt sie bei den
ersten beiden Kapiteln. Manchmal bestehen die Initialen, die den Anfang eines
Kapitels markieren, aus einer Ligatur der jeweils ersten beiden Buchstaben.
Foll. 30v-32r: Der aus BK 138 c. 6, BK 140 cc. 1-7 sowie BK 156 und BK
140 c. 8 bestehenden Kapitelliste ist eine 11 Rubriken umfassende Capitulatio
vorgeschaltet, die wiederum durch eine kurze Inscriptio eingeleitet wird. BK 156 cc.
2 und 3 sind unter einer Rubrik zusammengefasst, was die nur 11 Einträge der
Capitulatio erklärt. BK 138 c. 6, BK 140 cc. 1-6 sind jeweils mit der Abkürzung
CAP und einer Kapitelnummer versehen
(I bis VII), wobei die Zahlen
III-V aufgrund der engen Bindung nicht zu sehen sind. Bei
BK 140 c. 7 steht nur CAP und keine Nummer. Bei BK 156 c. 1
ist nur eine Rubrik und keine Nummer zu sehen, was schon Mordek vermerkt. BK 156 cc.
2-3 werden unter CAP X zusammengefasst, ehe BK 140 c. 8 mit
Rubrik, aber ohne erkennbare Kapitelnummer folgt. Alle Kapitel sind mit einer Rubrik
versehen und durch große, zumeist zwei Zeilen umfassende Initialen eingeleitet.
Nummern, Rubriken und Text sind allesamt in Texttinte geschrieben.
Foll. 32r-v, 41r-v: BK 141 endet aufgrund des Blattverlusts nach den
ersten Worten von c. 29. Es gibt keine Rubriken und nicht alle Kapitel haben eine
Nummer erhalten. BK 141 c. 3 ist das letzte Kapitel, das eine deutlicher
hervorgehobene Initiale hat, die restlichen capitula verfügen nur über leicht
vergrößerte Majuskeln. Nach der Inscriptio (INCIPIT ALIUM
CAPITULARUM - AGERE DEBENT) folgt zunächst ein
unnummerierter Abschnitt, der die Fortsetzung der Inscriptio und den ersten Teil von
BK 141 c. 1 umfasst (von Legatio omnem bis
restituatur). Der Rest von c. 1 ist mit c. 2 in einem
Kapitel zusammengefasst, das mit CAP I bezeichnet wird. BK 141
cc. 3-5 werden als CAP II-CAP IIII
gezählt, danach wird die vorangestellte Bezeichnung CAP nicht
mehr verwendet. Die Zählung geht dann mit V weiter (BK 141 c.
6), worauf dann aber VII folgt, was nun auch BK 141 c. 7
entspricht. Dann folgt zum zweiten Mal die VII für c. 8 sowie
die Nummern VIII, VIIII und
X für cc. 9-11. Nun ist die Zählung also wieder um eins
nach hinten verschoben. BK 141 c. 12 verteilt sich auf
XI-XIIII, wobei unter letzterer
Nummer auch c. 13 subsumiert wird. Unter der Nummer XV sind
mehrere Kapitel zusammengefasst, nämlich cc. 14-21. Allerdings gibt es hier auch
Einschnitte, die nicht durch eine Kapitelnummer, sondern durch eine nicht sicher
aufzulösende Abkürzung AL (=ALIUM?)
eingeleitet werden: so wird c. 14 nach den Worten obseruanda adque
tenenda durch diese Abkürzung unterbrochen. Des Weiteren findet sie
sich unmittelbar vor c. 17, vor c. 18, vor c. 20 und vor den Worten UT
propter, einem Teilsatz von c. 21, der zusätzlich durch die
vergrößerte UT-Ligatur herausgehoben wird. Diese Abkürzung schafft somit weitere
Untergliederungen innerhalb des ansonsten fortlaufenden Textes. Es folgt dann wieder
eine Kapitelnummer, nämlich XVI, worunter die cc. 22-24
subsumiert sind. Unter der XVII, bei der durch den Beschnitt
der Seite X nicht mehr zu sehen ist, werden die cc. 25-28
zusammengefasst. Auffällig an dieser Kapitelnummer ist, dass sie nun wieder am linken
Seitenrand zu finden ist (dies war vorher nur bei CAP I der
Fall), was dem mangelnden Platz in der Zeile davor geschuldet sein wird, und dass sie
kleiner geschrieben ist als die anderen davor und danach. Das letzte Kapitel, c. 29,
ist mit der Kapitelnummer XVIII versehen. Die unter die
einzelnen Kapitelnummern zusammengefassten Kapitel oder Kapitelabschnitte werden
zumeist dadurch voneinander abgesetzt, dass sie mit einer vergrößerten Majuskel
beginnen, vor der eine media distinctio steht. Nummern, Rubriken und Text sind
allesamt in Texttinte geschrieben.
Pergamentschäden: Auf fol. 27 zieht sich am unteren Seitenrand
senkrecht eine Pergamentfalte nach oben, die auch die letzten vier bis fünf Zeilen
des Textes, allerdings ohne Textverlust, beeinträchtigt.
Die Handschrift ist sehr eng gebunden, sodass vor allem die Kapitelzählung - auch
nach der Autopsie - in manchen Fällen nicht oder nur teilweise entziffert werden
konnte.
Auf die Lagenvertauschung macht ein neuzeitlicher Vermerk unterhalb des
Schriftspiegels von fol. 32v aufmerksam. Ein zweiter, älterer Vermerk
vermeldet fälschlicherweise den Verlust der Lage. Diese Notiz wurde entsprechend vom
jüngeren Benutzer durchgestrichen.