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„Diese außerordentlich wertvolle Rechtshandschrift“ (Krusch) bietet ein reiches Ensemble an römischem Recht (Teil der
Constitutio Sirmondiana prima, Epitome Aegidii der Lex Romana Visigothorum),
Leges (Salica, Ribuaria, Alamannorum, Baiuvariorum) und Kapitularien,
darunter die umfangreichste Überlieferung der merowingischen Capitula legi
Salicae addita (als Unikat das auf Aquitanien zielende Edikt Chilperichs
I.), und geht teilweise mit dem altehrwürdigen Cod. Paris Lat. 4404 zusammen.
Außerdem ist sie der einzige Textzeuge des Capitulare Aquitanicum von 768
und des Breviarium missorum Aquitanicum von 789.
Die Seltenheit der Quellen und die ungewöhnliche Fülle merowingischer Addenda zur Lex Salica lassen auf ein wohlunterrichtetes, mit Aquitanien in Verbindung stehendes Zentrum als Heimat der Sammlung schließen. Von dort sollten auch Königsboten ausgegangen sein, denn die auffallende Häufung von Capitularia missorum weist auf einen Missus als Urheber der Sammlung, der nicht nur ein besonderes Interesse für die herrscherliche Kontrollinstanz bekundete, sondern der vor allem auch in der Lage war, derart viele und z. T. singuläre Stücke zu kennen bzw. zusammenzutragen und zum Zweck dauerhafter Sicherung, vielleicht auch bequemerer Benutzbarkeit in einem handlichen Codex vereinen zu lassen. Ja, es gibt Indizien, die speziell auf Tours als Entstehungsort der in der Spätzeit Karls des Großen (nach 805) verfertigten Collectio Vossiana deuten: Tours liegt am Nordrand Aquitaniens, und seine Bischöfe und Äbte hatten beste Beziehungen zum Hofe. Die verwandte Rechtssammlung des Cod. Paris Lat. 4404 stammt aus (der Nähe von) Tours. Schließlich hat der Vossianus den selten überlieferten Brief Bischof Chrodeberts von Tours an Boba bewahrt, und zwar - gegenüber der Version in der Saint-Deniser Formelsammlung des Cod. Paris Lat. 2777 - in vielfach besserer Form und mit ursprünglicher Inscriptio und Intitulatio.
Gegenüber dem bedeutenden Inhalt tritt zurück, daß der Text der
spätkarolingischen Handschrift in einem geradezu skandalösen Latein gehalten
ist. Dies konnte seiner Beliebtheit selbst in neuerer Zeit keinen Abbruch
tun: In den Druck Oxford, Bodleian Library, Junius 93 (Katalognr. 5204),
einem Exemplar der Leges-Ausgabe des Johannes Tilius mit fehlendem
Titelblatt, trug Franz Junius († 1677), der Onkel Isaac Vossius’, Varianten
aus dem Vossianus ein. Eine Kopie der Lex Salica mit dem Edictum Chilperici,
der Decretio Chlotharii I und der Decretio Childeberti II hat sich in Cod.
Paris Lat.
10755 (olim Suppl. Lat. 1046) vom Jahr 1839 oder 1840 erhalten (54
foll., nur auf der recto-Seite beschrieben) (vgl. Pardessus, Loi Salique, S. XXXIII; MGH Capit. 2, S. XXVI). Die Lex
Salica und ihre Capitula addita (foll. 64r-88v) wurden von Alfred Holder
nach der Handschrift übertragen und herausgegeben.
Lindsay; vgl. Tardif, Un abrégé juridique, S. 661-663 und Beeson, Isidor-Studien, S. 93, mit z. T. unpräzisen Inhaltsangaben,
die auch sonst in der Literatur begegnen); Inskription und Capitulatio wie
Cod. Warschau 1.
Mommsen, Theodosiani libri XVI, Bd. 1, 2, S. 907
Z. 11 - S. 908 Z. 11).
CIII. IN VETERI
TESTAMENTO IN LIBRO DEVTERONOMII: Deuteron. 22, 25-27.
Hänel, S. 3-452; zur Hs. S. LXXVII).
Fol. 61v am Rand: Federproben (isrl. es tu rex und
nochmals isrl.).
Eckhardt, Pactus legis Salicae II 2, S. 532 f.).
LXXVII (korr. aus LXXVIIII) -
LXXVIII (korr. aus LXXX)-CIII
-
I-V, I-VI -
II-VII -
Eckhardt, Decretio Childeberti, S. 48, 50),
Auszug aus dem Kurzen Prolog (MGH LL nat. Germ. 4, 1, S. 3) und Rubrik domicio fristatito zu Titel III, c. 94 der
Danach Verlust einer Lage, der vor Paul Petaus Notiz Hactenus Lex Salica (fol. 88v unten) eingetreten sein muß. Das
Titelverzeichnis foll. 64v-67r reichte noch bis Titel III, c. 103 De pignatoribus.
spata et conucula (korr. aus conula) (MGH LL nat. Germ. 3, 2, S. 113-134; Sigle B
21; zur Hs. S. 38). Fol. 89r Petaus Vermerk: „Art. est XXI Titulj LX
Ripuariæ Legis“.
Reynolds, Ordinals of Christ, S. 76 [zur Hs. S. 77
Anm. 27 von S. 76] und ders., De officiis VII
graduum, S. 135 f. mit Anm. 92: Cod. Leiden VLQ 119
„wahrscheinlich verwandt“ mit den Codd. Verona XXXVII [35] und München Lat.
19414). Am Ende Explicit und, in gespreizten
Majuskeln, DEO GRATIAS AMEN; Großteil von fol. 131v
leer.
I-II (cc. 2-12 = II) -
III, V (cc. 1, 2, 4, 6-11 nicht numeriert) -
I-XXIII -
Petrus
u. a.).
XV (= c. 15; sonst keine Kapitelzahlen) -
CAP. I, CAP. III (c. 2 nicht numeriert, cc. 3-6 als
CAP. III gezählt) -
INCIPIT CAPITUL. III, CAPTL.
IIII,
INCIPIT CAPITULUS V (cc. 1-2 nicht numeriert) -
Si uel super compositionem aliquit
remanserit, totum in illam expendatur.
Wohl als Federproben kleinere Gebete von Händen des 10. oder 11. Jh. (ed. de Meyier, Bibliotheca Universitatis Leidensis, S. 262 f.).
Rubriken in Capitalis (oft unziale Buchstaben), mehrere größere Initialen mit Band- und Blattmuster, wie Text und Zahlen in hell- und dunkelbrauner Tinte
Heller Pergamenteinband um Pappe (17. Jh.)
Die Handschrift wurde um das Jahr 1000 in Chartres benutzt, war im 16./17.
Jh. im Besitz von
Transkriptionsvorlage: Die Transkription wurde auf Grundlage eines sehr guten Farbdigitalisates der Leidener Bibliothek angefertigt.
Capitularia. Edition der fränkischen Herrschererlasse:
Capitularia. Edition of the Frankish capitularies:
Die Transkription folgt den Richtlinien des Capitularia-Projektes:
The transcription adheres to the guidelines of the Capitularia
project:
Gravel 2007 sieht im Kapitularienteil der Handschrift (foll. 132-141) eine spezifische Zusammenstellung eines aquitanischen Missus. Die Sammlung habe zudem einen anderen Ursprung als die restlichen in diesem Codex bewahrten Rechtstexte, was er neben kodikologischen Beobachtungen damit begründet, dass zwar die anderen Rechtstexte mit der Handschrift Paris Lat. 4404 verwandt seien (vgl. Mordek 1995, S. 210, 457), dies aber nicht für die Kapitularien gelte. Für ihn ist die Sammlung etappenweise entstanden und geht nicht auf eine gemeinsame Vorlage mit dem Latinus 4404 zurück, die aus Tours stamme, und auf die die anderen Rechtstexte zurückgehen.
Laut des Katalogs von de Meyier 1975, S. 259 wurde die Handschrift von vier
Schreibern geschrieben, nämlich
Auf foll. 140v-141r (BK 134 cc. 1-2) hat ein wohl relativ zeitnaher Korrektor den Text verbessert sowie Satzzeichen hinzugefügt und Buchstaben nachgezogen; mit Ausnahme der Textkorrekturen wurde dies nicht eigens vermerkt.
Einzelbuchstaben: Gelegentliche Verwendung von Majuskel-N (fol. 141v, Z. 9) und i-longa.
Ligaturen: ligaturenarme Schrift; es finden sich nur st und zweimal eine NT-Ligatur
(z.B.
Auf
Zu den Federproben, nach Mordek "kleinere Gebete", vgl. auch de Meyier 1975 S.
262-263. Am Ende von BK 134 c. 2 (