Capitularia - Edition der fränkischen Herrschererlasse

Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Reg. Lat. 1023

Beschreibung der Handschrift nach Mordek

Aufbewahrungsort
Vatikan
Biblioteca Apostolica Vaticana
Reg. Lat. 1023
Sigle: V33
Digitalisat verfügbar bei BAV
Entstehung und Überlieferung
Entstehung:

9. Jh., 2. Hälfte (so auch Bischoff: 3.(/4.?) Viertel); Nordostfrankreich (weiter Umkreis von Reims [Bischoff]).

Provenienz:

Alte Signaturen auf der Rückseite vor fol. 1r: Ag. VII und 197 (getilgte Signatur Christines von Schweden; Montfaucon Nr. 1169); fol. 1r: 3979 (durchgestrichen); fol. 1v: Numero 115. N. P . 1656 und Volumen CXV, non Petavianum.

Äußere Beschreibung
Material: Pergament
Umfang: 133 foll.
Zustand: fol. 27 unten, das letzte Blatt großenteils abgeschnitten
Zeilen: 28
Spalten: 1
Schrift: gleichmäßige karolingische Minuskel
Schreiber: mehrere Hände, Nachtragshände 9./10. und 10. Jh.
Ausstattung:

Rubriken in Capitalis rustica, in den Hauptüberschriften auch Capitalis quadrata; fol. 1v: große, mit Bandmuster und Tierköpfen verzierte Initiale I; foll. 64r-68r (Konsanguinitätsstemmata) Säulenbögen, schlangenartige Halbkreise, Dreieck auf Stamm, ornamentiert mit Blatt- und Bandmuster, z. T. mit Tierköpfen, vgl. ausführlich H. Schadt, Die Darstellungen der Arbores Consanguinitatis und der Arbores Affinitatis. Bildschemata in juristischen Handschriften (Tübingen 1982) S. 27-38 u. ö.

Inhalte
  • 1r
    (Nachträge von anderen, etwas jüngeren Händen) Benedicti Levitae capitularium collectio 1, 342, korrekt EX CAPITULARIBUS LIBER V CAPL. CCCXLII inskribiert (MGH LL 2, 2, S. 66) und
    Isidor von Sevilla, Etymologiae, Exzerpte aus V, 2, 2, V, 3, 1-4, V, 24, 2, V, 24, 19, V, 24, 17 und fast vollständiger Text von IX, 6, 1-7, IX, 5, 3-6 und 17-22 (ed. Lindsay).

  • 1v-132v
    Lex Romana Visigothorum (wie die Version in Cod. Paris Lat. 4412), endet fragmentarisch in Cod. Greg., Titel XI, 2 (ed. Hänel, S. 5-450 und 457 f.; zur Hs. ebd. S. LXI).

    -- 15v
    (Von jüngeren Händen) Isidor von Sevilla, Etymologiae, IX, 7, 25 über divortium (ed. Lindsay), fol. 16r eine LEX DE ALLUVIONE (Gesamtrubrik und Text bei Hänel, S. LXI Anm. 185 und Volterra, S. 31 mit Anm. 41; in den Ex demonstratione artis geometricae excerpta ediert von F. Blume - K. Lachmann - A. Rudorff, Die Schriften der römischen Feldmesser 1 [Berlin 1848] S. 399 Z. 16 - S. 400 Z. 7) und Isidor von Sevilla, Etymologiae, V, 1 (ed. Lindsay).

  • 133
    Es folgen auf dem letzten Blatt, dessen größerer unterer Teil nach der Aufnahme der Hs. in den Vatikan abgeschnitten wurde (der Vatikanstempel auf der Rückseite ist teilweise mit beseitigt):

    -- 133r
    (Von der Haupthand) Capitulare ecclesiasticum (a. 818/819), Rubrik und Beginn von c. 1, oder - wie Seckel, Benedictus Levita decurtatus et excerptus, S. 460 Anm. 8 von S. 459 (Nr. 6) meint - Beginn der Additio 3 des Benedictus Levita (weniger wahrscheinlich, da dort meist mit Kapitelzahl und -überschrift): HAEC CAPITULA PROPRIAE AD EPISCOPOS UEL ORDINES QUOSQUE ECCLESIASTICOS PERTINENTIA QUAE NON SOLUM HI OBSERUARE SED ETIAM SIBI SUBIECTIS UEL COMMISSIS FACIENDA PERDOCERE DEBENT. QUIA iuxta sanctorum patrum traditionem nouimus (MGH Capit. 1, Nr. 138, S. 275 Z. 34-37). Mit nouimus bricht der Text am Ende der Zeile ab, obwohl - dies läßt sich trotz des erwähnten Pergamentverlusts deutlich erkennen - noch Platz gewesen wäre zum Weiterschreiben (vgl. Seckel, S. 462, Nachtrag Nr. 5).

    -- 133v
    (Von anderer Hand ganz oben wohl als Schreibübung) Schluß der Epistola Isidori ad Massonam (Migne, PL 83, Sp. 901 D - 902 A); darunter weitere Einträge (u. a. stephanus autem plenus grati, offenbar mit Notariatssignet). Vatikanstempel, z. T. mit abgeschnitten (deutet auf späten Pergamentverlust).

Bibliographie
Literatur:
Abbildungen:
  • Volterra, La "Graduum agnationis vetustissima descriptio", Tav. VII (foll. 66v-67r)
  • H. Schadt, Die Darstellungen der Arbores Consanguinitatis und der Arbores Affinitatis. Bildschemata in juristischen Handschriften (Tübingen 1982) Abb. 3 (foll. 64v und 65r)
Projektspezifische Referenzen:


Transkription

Editorische Vorbemerkung zur Transkription

Transkriptionsvorlage: Scan vom Mikrofilm in ausreichender Qualität.

Schreiber

Laut Mordek 1995, S. 843 schrieb die Haupthand der Handschrift dieses kurze Stück von BK 138. Die Inscriptio zum Kapitular wurde in Capitalis rustica - abwechselnd in farbiger und in Texttinte - verfasst, der Text in karolingischer Minuskel.

Sonstiges

Der Text bricht nach nouimus abrupt ab. Wie Mordek 1995, S. 843 richtig festhält, kann man trotz des Beschnitts des Blattes - bei dem dessen untere Hälfte entfernt wurde - gut erkennen, dass der Schreiber genug Platz gehabt hätte, um weiterzuschreiben.

[fol. 133r] [1]
HAEC CAPITULA PROPRIAE AD EPISCOPOS UEL ORDINES QUOSQUE ECCLESIASTICOS PERTINENTIA QUAE NON SOLUM HI OBSERUAR[.] SED ETIAM SIBI SUBIECTIS UEL COMMISSIS FACIENDA PERDOCERE DEBENT  
[BK 138 c. 1]
QUIA iuxta sanctorum patrum traditionem nouimus