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Paläographische und codicologische Übereinstimmungen weisen darauf hin, daß die Codd. Berlin Phill. 1762 und Den Haag 10 D 2 als Teile einer einst zusammengehörenden Hs. zu gelten haben. Über ihre ursprüngliche Komposition gibt uns Cod. Paris Lat. 4638 Auskunft, in dem eine direkte oder mittelbare Kopie des Werkes erhalten sein dürfte (siehe dort auch Weiteres zur Abschrift des 16. Jh. Rom Vallicell. N. 21 und zur Verwandtschaft mit der Kapitulariensammlung von Beauvais).
Für die Sammlung des Haagensis, die man bislang immer separat betrachtete, erwog Classen, S. 28 ff. bzw. 271 ff., Entstehung am Hofe Karls des Kahlen. Dagegen meinte Hartmann, MGH Conc. 3, S. 12, die singuläre Rezeption der nicht eben königsfreundlichen Synode von Ver (a. 844) spreche eher gegen eine Abfassung der Sammlung in der königlichen Kanzlei. Nach der Wiederentdeckung des Gesamtkorpus werden unsere Überlegungen in folgende Richtung gelenkt.
Der Phillippicus 1762 ist offenbar der älteste Vertreter des Ansegis-Worms-Korpus der „Reimser Gruppe“ (siehe bei Cod. Paris Lat. 10758). Das hohe, dicht an die Entstehung der Texte heranreichende Alter und die großzügige Form, in der die chronologisch angeordneten Kapitularien Karls des Kahlen der Jahre 843 bis 856 im Haagensis auf viel Pergament niedergeschrieben sind, zuweilen mit freien Zeilen zwischen den Stücken, stützen zudem die Annahme, daß wir in der vorliegenden Überlieferung das Original der Sammlung fassen. Classens nicht näher belegte Feststellung: „Die Haager Handschrift enthält zwar, wie eine Kollation ergab, weniger Fehler als die Edition ihr zuschreibt, kann aber wegen mehrerer offenkundiger Fehler, die die anderen Handschriften nicht haben, nicht Archetyp der Sammlung sein“ (S. 29 Anm. 2 bzw. S. 272 Anm. 69), habe ich bei meinen eigenen Untersuchungen nicht bestätigt gefunden. Wie auch die Varianten der kritischen Edition MGH Conc. 3 zeigen, lassen sich die Abweichungen des Parisinus ohne weiteres durch Eigenkorrektur oder den Einfluß einer zweiten Vorlage erklären.
Ein solch imposantes Kapitularienwerk konnte problemlos aus dem produktiven und informierten Reims hervorgehen und scheint geradezu maßgeschneidert für einen ambitionierten Kirchenpolitiker wie Erzbischof Hinkmar, der nachweislich mit einem Exemplar der hier vorliegenden Art gearbeitet hat. Im 10. Jahrhundert ist die Hs. jedenfalls in kirchlichem Besitz bezeugt (Saint-Remi, Reims).
Zusätze:
<XXXII> (Rand beschnitten) und XXXIII
-
XV -
XXVI -
LXXI -
I-XX -
I-VII -
I-X -
I-XV -
XVI-XXV -
XXVI -
Vier
von ursprünglich fünf falschen Kanones im Stil des Benedictus Levita,
unvollständig abbrechend mit ad romanum pergat
(vollständig im abhängigen Parisinus Lat. 4638), vgl. Seckel, Benedictus
Levita decurtatus et excerptus, S. 400 (nach Cod. Paris Lat. 2449 gedruckt
von Fournier P 1899, S. 358-360).
Text in brauner und schwarzer Tinte; Rubriken in roter Capitalis rustica (Korrekturen in Texttinte); Initialen in Rot oder in Texttinte; rote Zahlen
weißlicher Pergamenteinband
Kloster Saint-Remi in Reims (1r oben horizontal [10. Jh.]: In generatione una deleatur nomen eius qui hunc librum Sancto Remigio
abstulerit); später im Besitz Jacques Sirmonds (1559-1651) und des
Collège Clermont in Paris (Katalog Nr. 621); von Baluze benutzt (Kollationen
in Cod. Paris, Bibliothèque Nationale, Baluze 94, foll. 26r-27v, 68r-69v).
1764 gelangte die Hs. in die Hände Gerard Meermans (Nr. 605), 1824 erwarb
sie Thomas Phillipps, 1889 von dessen Enkel T. Fitz Roy Fenwick die
Königliche Bibliothek zu Berlin.
Transkriptionsvorlage: Ein von der Staatsbibliothek Berlin angefertigtes Farbdigitalisat von sehr guter Qualität.
Capitularia. Edition der fränkischen Herrschererlasse:
Capitularia. Edition of the Frankish capitularies:
Die Transkription folgt den Richtlinien des Capitularia-Projektes:
The transcription adheres to the guidelines of the Capitularia
project:
Die Handschrift wurde von mehreren Schreibern in später karolingischer Minuskel
geschrieben, deren Schrift sich jedoch stark ähnelt. Die hier transkribierten Teile
der Handschrift (
Einzelbuchstaben: Der Schaft von Minuskel-a steht fast senkrecht. Gelegentlich findet
sich unziales D am Wortanfang. Der untere Bogen des g ist sichelförmig. Minuskel-n
überwiegt, Majuskel-N findet sich jedoch gelegentlich bei Verneinungen und in der
Wortmitte (
Ligaturen: insgesamt sehr ligaturenarme Schrift, es findet sich lediglich eine
et-Ligatur, gerne auch in der Wortmitte, z.B.
Besonderheiten: Die Kapitelüberschriften und Auszeichnungsbuchstaben entstammen der Capitalis rustica.
Insgesamt nur sehr wenige Kürzungen. Der Schreiber schreibt die Silbe pr(a)e-
uneinheitlich mit ae oder e; bei der Auflösung der entsprechenden Kürzungen wurde zu
pre- normalisiert. Für est wird gelegentlich die aus der Stenographie abgeleitete
Abkürzung ÷ verwendet, die insulare Gewohnheit ist (z.B.
Überschriften werden durch die Verwendung von Capitalis rustica (ggf. Initiale am Zeilenanfang) und z.T. rote Tinte hervorgehoben. Eine Untergliederung des Textes in Abschnitte erfolgt durch eine Nummerierung mit römischen Ziffern in der Marginalie und eine Hervorhebung der entsprechenden Satzanfänge durch Versalien in einer eigenen, durch Blindlinierung abgegrenzten Versalienspalte vor dem Satzspiegel.
Zu
Zu
Abweichend von der Kapiteleinteilung der BK-Edition zählt der Kompilator der Hs. die
beiden in BK 193 c. 1 und 5 zitierten Ansegis-Auszüge als eigene Kapitel
(
Einige Textpassagen wurden am Rand mit tironischen Noten markiert: Auf
Die
Zwischen der 10. und 11. Lage (nach